Peinlicher Sager

Romney versteht nicht, warum im Jet die Fenster zu sind

Ausland
25.09.2012 12:12
Als die ehemalige republikanische Vizepräsidentschafts-Kandidatin Sarah Palin 2008 im Fernsehen erklärte, sie könne von Alaska aus nach Russland blicken, brauchte sie auf den Spott nicht lange zu warten. Jetzt dürfte der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney seinen "Palin-Moment" erleben: Bei einer Spendengala erklärte der 65-Jährige, er verstehe nicht, warum man in Flugzeugen nicht die Fenster öffnen könne. Das sei nämlich "ein großes Problem", wenn es zu Zwischenfällen komme.

Hintergrund der Aussage: Romneys Ehefrau Anne (im Bild rechts neben ihrem Ehemann) hatte am Freitag in einem der Wahlkampfjets des republikanischen Kandidaten eine Notlandung erlebt. Das Flugzeug musste am Weg nach Kalifornien in Denver, Colorado einen unplanmäßigen Aufenthalt einlegen, weil es wegen eines elektrischen Defektes zu Rauchentwicklung in der Kabine gekommen war.

Romney zeigte sich laut "L.A. Times" auf der Spendengala in Beverly Hills erleichtert, dass seine Ehefrau sicher und wohlbehalten gelandet war. "Ich glaube nicht, dass ihr klar war, wie viel Sorgen wir uns gemacht haben", so der Präsidentschaftskandidat neben seiner Frau am Podium. Dann erklärte er, dass man vor einem Feuer in einem Flugzeug ja nicht flüchten könne, "man kann nirgendwo hin". 

Und dann bekomme man keinen Sauerstoff von außen ins Flugzeug, weil sich die Fenster nicht öffnen ließen. "Ich weiß nicht, warum sie (die Flugzeughersteller, Anm.) das tun. Das ist ein großes Problem. Es ist gefährlich." Seine Frau habe sich ständig die Augen gerieben und keine Luft bekommen. "Zum Glück war genug Sauerstoff für Pilot und Copilot da, um sicher zu landen."

Spott kam mit Überschallgeschwindigkeit
Über Romney ergoss sich nach der Veröffentlichung der Aussagen kübelweise Spott. Zunächst wird der Präsidentschaftskandidat belehrt, dass es gute Gründe dafür gebe, warum sich in Flugzeugen die Fenster nicht öffnen lassen - zum Beispiel die Erhaltung des Kabinendrucks zum Wohle der Passagiere, die dank diesem bei Bewusstsein bleiben und atmen können. "Das müssen alle tun, die nicht gerade hochentwickelte Roboter mit einer künstlichen Haut und Gesichtszügen sind", schrieb das "New York Magazine".

Abgesehen von den Außentemperaturen von minus 40 Grad ist die Luft in Reiseflughöhe zu dünn, weswegen sie für die Kabine ja zusammengepresst wird. "So viel Zeit, wie er schon in Flugzeugen verbracht hat, sollte er das eigentlich wissen", schrieb der Luftfahrt-Blogger Patrick Smith in Reaktion auf Romney. Die US-Moderatorin Rachel Maddow zeigte in ihrer Sendung am Montag die entsprechenden Szenen aus Romneys Gala-Auftritt und verglich den Wunsch nach zu öffnenden Fenstern in Flugzeugen mit einer Forderung nach rückwärts schießenden Gewehren.

Space Shuttle mit Fenster: "Wir sind hier in Amerika!"
Auch Romneys Erklärung, in der Kabine hätte es dringend mehr Sauerstoff gebraucht, sorgt für Spekulationen über seinen Hausverstand. Jedes Kind wisse, dass man einem Feuer nicht zusätzlich Sauerstoff zuführe, ätzen die Kommentatoren. Die "Washington Post" freut sich auf künftige Vorschläge zum Thema Sicherheit: "Vergesst Flugzeuge: Warum kann man in einem Space Shuttle kein Fenster öffnen? Wir sind hier immerhin in Amerika!"

Auf der Social-Media-Plattform Twitter wird derweil satirisch über die Ausrüstung von Romneys Flugzeugen spekuliert. Die Vorschläge reichen vom Reservereifen über "zwei rechte Flügel", "Frequent Liar Miles" ("Viel-Lügner-Meilen") bishin zu "47 Prozent weniger Fußfreiheit" in Anspielung auf Romneys letzten Fauxpas, als er 47 Prozent der US-Wähler indirekt als Sozialschmarotzer verunglimpfte. Bei der Spendengala in Beverly Hills nahm Mitt Romney übrigens sechs Millionen Dollar für seine Wahlkampf-Kampagne ein.

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