Festnahmen in Paris
Schwere Randale nach TV-Auftritt von Hollande
Nach einem Interview des französischen Präsidenten Francois Hollande ist es am Donnerstagabend in Paris zu schweren Ausschreitungen gekommen. Nachdem Hollande im Fernsehen seine umstrittenen Arbeitsmarktreformen verteidigt hatte, zogen nach Polizeiangaben rund 300 Jugendliche randalierend durch die französische Hauptstadt. Etwa 20 Menschen wurden festgenommen.
Zuvor hatte sich erneut die Bewegung "Nuit debout" (Aufrecht durch die Nacht) zu Protesten gegen die geplante Änderung des Arbeitsrechts versammelt. Wie seit zwei Wochen kamen an der Place de la Republique, dem Zentrum der Protestbewegung, am Abend wieder Hunderte Menschen unter dem Motto "Nuit debout" zusammen. Einige von ihnen verfolgten auf einem Fernseher ein Interview, in dem der französische Präsident die geplanten Maßnahmen zum Arbeitsrecht verteidigte.
Polizei setzte Tränengas ein
Nach dem Ende der Sendung verließen Hunderte Demonstranten gemeinsam den Platz, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Sie kündigten an, zum Elysee-Palast, dem Sitz des Präsidenten, zu marschieren. Polizisten stellten sich ihnen jedoch in den Weg und setzten Tränengas ein, woraufhin die Demonstranten in andere Richtungen zogen und im Norden und Osten der Hauptstadt randalierten.
Sie schlugen Schaufensterscheiben ein, plünderten Geschäfte und beschädigten Autos. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Nach einiger Zeit zogen sich die Demonstranten in kleinen Gruppen zurück.
Demonstranten und Polizisten verletzt
Bereits am Donnerstagnachmittag hatten sich nach Polizeiangaben 1700 Aktivisten auf der Place de la Republique versammelt. Dabei kam es zu Zusammenstößen, als vermummte Demonstranten Stühle, Stöcke und Flaschen auf die Polizisten schleuderten, die sich nur mit Tränengas zu helfen wussten. Nach Polizeiangaben wurden vier Demonstranten und sieben Polizisten verletzt. Sechs Aktivisten seien festgenommen worden. Am Abend gab es zudem Proteste nahe dem Fernsehstudio, in dem das Interview mit Hollande geführt wurde.
Hollande lässt weiteres Antreten offen
Hollande verteidigte im TV-Sender France 2 die umstrittene Arbeitsmarktreform. Er habe das Land in den vergangenen vier Jahren modernisiert und dabei das Sozialmodell bewahrt. Er werde bis zu seinem letzten Tag im Amt an Reformen arbeiten. "Ja, es geht besser: es gibt mehr Wachstum, ein niedrigeres Defizit, weniger Steuern, höhere Margen für die Unternehmen, mehr Kaufkraft für die Arbeitnehmer", sagte der Staatschef. "Deshalb werde ich bis zum Schluss weitermachen."
Seit Hollandes Amtsantritt 2012 ist die Zahl der Arbeitslosen um fast 650.000 gestiegen und hat den historischen Höchstwert von knapp 3,6 Millionen erreicht. Hollande hat eine erneute Kandidatur im kommenden Jahr von Erfolgen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit abhängig gemacht. In dem Interview kündigte er an, Ende dieses Jahres zu entscheiden, ob er 2017 für eine zweite Amtszeit kandidieren werde.
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