"El Chapo"-Interview
Sean Penn in der Kritik: Verhör droht
Hollywood-Star Sean Penn ist für sein Interview mit dem mexikanischen Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman in den USA scharf kritisiert worden. Ein Sprecher des Weißen Haus sagte am Sonntag, es sei "unerträglich", wie Guzman mit seinen Verbrechen geprahlt habe. Das "sogenannte Interview" werfe einige "interessante Fragen" an Penn und andere Beteiligte auf, sagte der Stabschef von Präsident Barack Obama, Denis McDonough, dem Fernsehsender CNN.
Scharfe Kritik kam auch vom republikanischen Präsidentschaftsbewerber Marco Rubio. Ein Schauspieler, der den Vereinigten Staaten seine Karriere verdanke, habe "natürlich das verfassungsmäßige Recht, sich bei einem Verbrecher und Drogenhändler einzuschleimen", sagte der Senator. "Ich finde das aber grotesk."
"Rolling Stone"-Bericht über konspiratives Treffen
Drei Monate bevor der meistgesuchte Verbrecher Amerikas am Freitag vom mexikanischen Militär geschnappt wurde, hatte er Penn im Dschungel empfangen und einen Tequila mit ihm getrunken. Das US-Magazin "Rolling Stone" berichtete am Samstag in allen Einzelheiten über die konspirative Begegnung, der monatelange Geheimverhandlungen vorausgegangen waren, an denen auch die mexikanische Schauspielerin Kate del Castillo beteiligt gewesen sein soll.
Mexikos Generalstaatsanwältin Arely Gomez teilte mit, dass die Behörden über Treffen Guzmans mit Regisseuren und Schauspielern im Bilde gewesen seien. Diese hätten bei seiner Ortung geholfen. Der Drogenboss habe offenbar gehofft, es werde ein Film über ihn gedreht. Ein mexikanischer Regierungsmitarbeiter präzisierte am Samstag: "Wir wussten von diesem Treffen."
Penn soll verhört werden
Am Sonntag verlautete aus Ermittlerkreisen, dass Penn und del Castillo vernommen werden sollen. Nach Angaben eines mexikanischen Regierungsvertreters ist noch unklar, ob die Schauspieler mit dem Interview gegen Gesetze verstoßen haben. Zwar dürfe ein Reporter einen mutmaßlichen Drogenhändler interviewen, Penn und del Castillo seien aber "keine Journalisten", sagte der Regierungsvertreter. Das Weiße Haus wollte sich dazu nicht äußern.
Der bekannte US-Medienanwalt Floyd Abrams sagte, er halte es für ausgeschlossen, dass Penn strafrechtlich verfolgt werde. Der Chefredakteur der "Washington Post", Marty Baron, verwies im Kurzbotschaftendienst Twitter darauf, welchen Gefahren "wirkliche Journalisten" bei der Berichterstattung über die Drogenkartelle in Mexiko ausgesetzt seien.
Mittlerweile ist ein Verfahren zur Auslieferung "El Chapos" an die USA eröffnet worden. Als nächstes muss ein Richter über die Ausweisung Guzmans verfügen. Die Entscheidung wird dann an das Außenministerium weitergeleitet, das grünes Licht für die Ausweisung geben muss. Guzman habe die Möglichkeit, Einspruch gegen die Entscheidung des Ministeriums einzulegen, so die Generalstaatsanwaltschaft.
Anwalt: Guzman droht in den USA die Todesstrafe
Guzmans Anwalt Juan Pablo Badillo kündigte an, dass er notfalls bis vor den Obersten Gerichtshof ziehen werde, um sich gegen die Auslieferung seines Mandanten zur Wehr zu setzen. Er begründete dies damit, dass dem Chef des Sinaloa-Rauschgiftkartells in den USA die Todesstrafe drohe.
Video aus dem Archiv: So floh Guzman aus seiner Zelle
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