Prozessauftakt

Zeugin belastet Sprinter Pistorius schwer

Sport
03.03.2014 12:02
Zum Auftakt des Mordprozesses gegen den südafrikanischen Sprintstar Oscar Pistorius hat der Angeklagte am Montag auf nicht schuldig plädiert, doch gleich die erste Zeugin der Anklage hat Pistorius schwer belastet. Sie habe als Nachbarin in der Tatnacht die heftigen Schreie einer Frau gehört und danach Schüsse, sagte Michelle Burger. Zwischen den Schüssen habe es eine größere Pause gegeben, so die Zeugin. Pistorius muss sich wegen der Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp vor rund einem Jahr verantworten.

Die Sitzung begann wegen der Abwesenheit eines Übersetzers mit 90 Minuten Verspätung. Erstmals überhaupt trafen im Gerichtssaal der Angeklagte und die Mutter des Opfers, Jane Steenkamp, zusammen. Die 67-Jährige saß schwarz gekleidet in der ersten Reihe. Sie hatte in einem Interview betont, sie wolle "Pistorius in die Augen sehen". Als Pistorius den Gerichtssaal betrat, schaute er meist zu Boden, wirkte ernst und bedrückt.

Die Anklage wirft ihm vor, Steenkamp in der Nacht zum Valentinstag 2013 nach einem Streit in seinem Haus in Pretoria vorsätzlich erschossen zu haben. Pistorius droht im Fall eines Schuldspruchs eine Haftstrafe von bis zu 25 Jahren.

(Bild: AP)
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(Bild: EPA)
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Freundin für Einbrecher gehalten?
Der 27-Jährige beteuert hingegen, er habe Steenkamp für einen Einbrecher gehalten und in Panik geschossen. Auch zu den anderen Vorwürfen im Zusammenhang mit Verstößen gegen das Waffengesetz erklärte sich Pistorius als nicht schuldig. Der an beiden Unterschenkeln amputierte Athlet war 2012 bei den Olympischen Sommerspielen in London zu Weltruhm gelangt, als er beim Sprint der unversehrten Athleten antrat.

Der Prozess soll wegen des riesigen öffentlichen Interesses zeitweise live im Fernsehen und Radio übertragen werden. Die folgenden drei zentralen Fragen stehen im Mittelpunkt:

  1. Gab es in der Tatnacht Streit?
    Pistorius betonte, beide hätten am einen ruhigen Abend zuhause verbracht. Nach dem gemeinsamen Abendessen habe er ferngesehen, während Steenkamp Yogaübungen gemacht habe, dann seien beide eingeschlafen. Die Staatsanwaltschaft wird dies in Frage stellen. Nachbarn sagten aus, sie hätten lautes Rufen und Schreie aus dem Haus des Paares gehört. Auch die Mobilfunkdaten von Pistorius und Steenkamp könnten Indizien für eine Auseinandersetzung liefern.

  2. Warum rief Pistorius nicht die Polizei?
    Nach eigener Darstellung wählte Pistorius zwei Nummern, als er erkannte, dass er auf Steenkamp geschossen hatte: Die von der Verwaltung des streng bewachten Wohnkomplexes, in dem sein Haus steht, außerdem die des privaten Gesundheitsdienstes Netcare. Außerdem wird zu klären sein, warum Pistorius angeblich Sicherheitsleute abwimmelte, die nach den Schüssen bei ihm klingelten.

  3. Hat die Polizei am Tatort Spuren verwischt?
    Die Polizei räumt Pannen bei der Spurensicherung ein. Demnach betrat man Pistorius' Haus ohne entsprechende Schutzschuhe, außerdem ging Munition vom Tatort verloren. In dem Fall, in dem der Angeklagte gleichzeitig der einzige Zeuge ist, werden forensische Indizien und Beweismittel vermutlich eine Schlüsselrolle spielen. Die nachlässige Untersuchung des Tatorts könnte die Zuverlässigkeit dieser Indizien in Frage stellen.

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(Bild: KMM)



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