Asylpolitik-Protest
Syrerin droht: “Lasse mich von Tigern fressen”
Dieser Protest geht bis zum Äußersten: Die syrische Schauspielerin May Skaf hat am Montag in Berlin damit gedroht, sich Tigern zum Fraß vorwerfen zu lassen, wenn Deutschland in den nächsten acht Tagen nicht seine Asylpolitik ändere. "Ich werde mich von Europa fressen lassen", sagte Skaf. Sie ist Teil der Berliner Kunstaktion "Flüchtlinge fressen", die Migranten eine sichere Einreise nach Deutschland ermöglichen will.
Skaf berichtete im Maxim-Gorki-Theater unter Tränen vom Krieg in Syrien und von ihrer Flucht. Sie rief dazu auf, das Sterben im Mittelmeer sofort zu beenden. "Ich habe nichts mehr zu verlieren, weil ich alles verloren habe."
Arena mit Tigern vor Theater aufgebaut
Das für Provokationen bekannte "Zentrum für Politische Schönheit" (ZPS) hat dazu vor dem Theater eine Arena inklusive Tigern aufgebaut. Vier Tiger laufen derzeit darin herum, als ihre Nahrungsvorlieben werden "Freiheit" und "Würde" genannt. Unter dem Motto "Not und Spiele" soll es hier zum "Flüchtlinge Fressen" kommen. Es gebe schon sieben Flüchtlinge, die sich fressen lassen würden, sagte eine Aktivistin.
Forderung: 100 Syrer sofort einreisen lassen
Mit der Aktion wollen Künstler eine Änderung im Aufenthaltsgesetz erreichen, das die Beförderung von Ausländern ohne Papiere verbietet. Nur diese Richtlinie zwinge laut Skaf die Flüchtlinge zur gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer. "Wenn man nicht den Bomben des Regimes zum Opfer fällt, dann dem Meer", so Skaf. Die Forderung der Aktivisten: Die deutsche Bundesregierung soll in einer ersten Aktion zulassen, dass eine Gruppe von 100 syrischen Flüchtlingen am 28. Juni mit dem Flugzeug aus der Türkei nach Deutschland gebracht wird.
"Für uns ist es nicht vermittelbar, dass Flüchtlinge keine Flugzeuge betreten dürfen und stattdessen Zehntausende Euro für Schlepper ausgeben", sagte ZPS-Sprecher Philipp Ruch gegenüber dem "Spiegel". Für überzogen hält er die makaber anmutende Aktion nicht: "Überzogen ist nur die Realität, in der die Türkei die Drecksarbeit für die EU übernimmt."
Bundestag berät über Gesetzesänderung
Einen Teilerfolg haben die Aktivisten jedenfalls schon verbucht: Am Freitag wird der deutsche Bundestag über einen Antrag beraten, in dem die Linke eine Anpassung des Gesetzes und ein entsprechendes Engagement der deutschen Politik auf europäischer Ebene fordert. "Es kommt nun alles darauf an, ob die SPD-Abgeordneten für die Streichung dieses Paragrafen stimmen. Wenn das Motto der Solidarität noch gilt, erwarten wir nichts anderes als eine sofortige Abschaffung", so Ruch.
Die Aktion stößt im Internet aber auch auf Kritik. So schrieb die politische Referentin des österreichischen EU-Abgeordneten Michel Reimon (Grüne), Sara Hassan, auf Twitter: "Ich finde diese Truppe nur noch hirnrissig."
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