"Haben geschrien"
Thalys-Personal soll Passagiere ausgesperrt haben
"Der Schütze war wenige Meter von uns entfernt im Waggon Nummer zwölf", berichtete der 60-Jährige. Er habe zusammen mit seinen beiden Kindern und seiner Lebensgefährtin im benachbarten Abteil gesessen, dem hintersten Personenwaggon des Zuges. "Der bewaffnete Mann bewegte sich in unsere Richtung, er war entschlossen. Ich habe gedacht, das ist das Ende, wir müssen alle sterben."
"Das war schrecklich und unerträglich"
Mit den anderen Passagieren habe er mit dem Rücken an der Wand zu dem abgeriegelten Abteil gekauert. "Wir haben geschrien, dass uns das Personal hineinlassen solle", sagte Anglade. Doch niemand habe reagiert. "Dieses Verlassensein, diese Hilflosigkeit, diese Einsamkeit - es war schrecklich und unerträglich. Für uns war das unmenschlich."
Thalys weist Vorwürfe zurück
Die Geschäftsführerin der Thalys-Gesellschaft, Agnes Ogier, wies die Anschuldigungen zurück. "Einer der Mitarbeiter hat gemerkt, wie er von einem Schuss gestreift wurde." Er sei weggelaufen und mit fünf oder sechs Reisenden in den Gepäckraum am Ende des Zuges geflohen. Dort habe er den Alarm ausgelöst und anschließend die Kollegen aus dem anderen Zugteil und den Fahrer informiert. Ein anderer Mitarbeiter habe den Zugführer außerdem per Telefon alarmiert. In den beiden Zugteilen des Thalys befinden sich jeweils zwei Mitarbeiter der französischen Bahngesellschaft SNCF oder der belgischen SNCB.
Täter bereitete sich auf Zugtoilette vor
Der u.a. mit einer Kalaschnikow, einer Pistole und einem Teppichmesser bewaffnete Täter war am Freitag in Brüssel in den Thalys eingestiegen. Als der Täter mit dem Schnellfeuergewehr über der Schulter die Zugtoilette verließ, habe zunächst ein französischer Passagier ihn aufzuhalten versucht, erklärte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve. Der Angreifer habe dabei mehrere Schüsse abgegeben, wobei ein Passagier getroffen wurde. Zwei US-Soldaten und ein befreundeter College-Student sowie ein Brite überwältigten den Angreifer danach, einer der Soldaten wurde schwer verletzt.
Identität des Angreifers offiziell bestätigt
Die Identität des Täters ist mittlerweile offiziell bestätigt. Es handelt sich um den 25-jährigen Marokkaner Ayoub El Khazzani, der von den spanischen Geheimdiensten als radikaler Islamist eingestuft wird. Nach Angaben der spanischen Ermittler lebte El Khazzani sieben Jahre lang in Spanien - zunächst in Madrid, dann bis 2014 in Algeciras, dann sei er über Frankreich ins Bürgerkriegsland Syrien gereist. Am 10. Mai hielt er sich nach Erkenntnissen der französischen Behörden in Berlin auf. Von hier aus sei er in die Türkei geflogen, nach seiner Rückkehr habe er dann in Belgien gewohnt.
Khazzani sei aufgrund verschiedener Elemente identifiziert worden, darunter seinen digitalen Fingerabdrücken, erklärte die Pariser Polzei am Samstagabend. Der Polizeigewahrsam wurde verlängert. Khazzani selbst bestreitet terroristische Absichten.
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