"Die Teilnehmer waren am Col Emile Pic gerade damit beschäftigt, ihre Skiausrüstung anzulegen, als sich das 80 Meter breite und 250 Meter lange Schneebrett löste", sagte Ermacora sichtlich erschüttert bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Sechs Teilnehmer seien komplett, fünf teilweise verschüttet worden. Die Teilverschütteten konnten sich entweder selbst befreien oder es kamen ihnen Alpinisten zu Hilfe, die sich gerade in der Nähe befanden. Direkt hinter der ÖAV-Gruppe stieg nämlich eine Gruppe aus Deutschland und eine aus Tschechien ab. "Und kurz zuvor ist eine deutsche Gruppe abgefahren, ohne dass etwas passiert ist", so Ermacora.
Zustand des schwer verletzten Tirolers "sehr kritisch"
Die drei jungen Alpinisten verstarben noch an Ort und Stelle. Ihr Tiroler Kollege wurde in eine Klinik nach Grenoble geflogen. "Er lebt, sein Zustand ist aber sehr kritisch", sagte Ermacora. Die restlichen Gruppenmitglieder hatten die Nacht in der Ecris-Hütte verbracht und wurden am Donnerstagvormittag mit Rettungshubschraubern in die Gemeinde Briancon an der Grenze zu Italien ausgeflogen. "Sie werden jetzt von den Behörden einvernommen", erklärte der Chef des Alpenvereins. Diese hätten dann zu entscheiden, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird oder nicht.
Junge Bergsportler waren "bestens ausgerüstet"
Zum Unglückszeitpunkt hatten laut Informationen des ÖAV "gute Verhältnisse" geherrscht. Die Experten vor Ort hätten die regionale Lawinengefahr mit der Stufe 3 der fünfteiligen Skala angegeben. Die Gruppe umfasste neun junge Bergsportler, die am Alpenvereins-Projekt "Junge Alpinisten" teilnahmen, und zwei staatlich geprüfte Bergführer aus Österreich. Im Zuge der mehrtägigen Tour sei geplant gewesen, das Ecrins-Massiv zu durchqueren. Die Gruppe, die "bestens ausgerüstet" gewesen sei, war seit vergangenem Samstag unterwegs gewesen und hätte die Tour nach zwei weiteren Tagen abschließen sollen. Ziel des Projekts "Junge Alpinisten" sei es, junge Bergsteiger zu selbstständigen Alpinisten auszubilden.
"Das Schlimmste eingetreten, das passieren kann"
Noch in der Nacht auf Donnerstag schickte der Alpenverein ein Expertenteam, darunter mehrere Bergführer und einen Notfallpsychologen, nach Frankreich. Sie sollen die Teilnehmer psychologisch betreuen und die Aufklärungsarbeit vor Ort unterstützen. Den Angehörigen der Verunglückten sagte der ÖAV "jede Unterstützung" zu und half ihnen dabei, nach Frankreich zu kommen. "Es ist das Schlimmste eingetreten, das passieren kann", sagte Ermacora unter Tränen. "Dass bergbegeisterte Menschen unter unserer Führung zu Tode gekommen sind, macht uns fassungslos."
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