Wie "Charlie Hebdo"

Toter bei Anschlag auf Pressefreiheit-Konferenz

Ausland
15.02.2015 00:42
Bei einer Konferenz zum Thema Pressefreiheit in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen hat es am Samstag laut Polizei einen Attentatsversuch auf den islamkritischen schwedischen Karikaturisten Lars Vilks gegeben. Ein Mann (Bild) feuerte rund 40 Schüsse ab, dabei wurden ein Zivilist getötet und drei Polizisten verletzt. Vilks und der ebenfalls anwesende Botschafter Frankreichs, Francois Zimeray, blieben unverletzt. Laut dem Diplomaten steckte hinter dem Anschlag "dieselbe Absicht wie bei 'Charlie Hebdo'". Die dänische Regierung wertet den Angriff als "Terrorakt". Der Täter befindet sich auf der Flucht.

Laut der Online-Ausgabe der Tageszeitung "Berlingske" nahm Vilks, der seit einer höchst umstrittenen Mohammed-Karikatur im Jahr 2007 unter Polizeischutz steht, an der Podiumsdiskussion im Kulturzentrum des Kopenhagener Stadtteils Österbro teil. Das Thema der Veranstaltung war "Kunst, Blasphemie und Meinungsfreiheit".

Ein Täter - ein Zivilist getötet, drei Polizisten verletzt
Nach Angaben von "Berlingske" wurden die Schüsse kurz nach 15.30 Uhr im Eingangsbereich des Gebäudes abgegeben. Ursprünglich war von zwei Angreifern die Rede gewesen, am Abend ging die Polizei dann - nach Einvernahmen von Zeugen - nur mehr von einem Täter aus. Dieser war in einem dunklen Pkw der Marke VW Polo und mit dänischem Kennzeichen geflüchtet. Der Wagen konnte von der Polizei bald darauf nahe des Tatorts sichergestellt werden, die Fahndung nach dem Täter läuft auf Hochtouren.

Kameras haben diese Bilder aufgenommen - sie sollen den Mann zeigen, der das Kulturcafé attackierte. (Bild: AP)
Kameras haben diese Bilder aufgenommen - sie sollen den Mann zeigen, der das Kulturcafé attackierte.
(Bild: APA/EPA/MARTIN SYLVEST)
(Bild: APA/EPA/MATHIAS OEGENDAL)
(Bild: APA/EPA/LISELOTTE SABROE)
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Kopenhagen ist nach den Schussattacken mit Toten und Verletzten im Ausnahmezustand. (Bild: APA/EPA/MATHIAS OEGENDAL)
Kopenhagen ist nach den Schussattacken mit Toten und Verletzten im Ausnahmezustand.
(Bild: AP)
(Bild: APA/EPA/STR)
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(Bild: APA/EPA/MATHIAS OEGENDAL)
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Der schwedische Cartoonist Lars Vilks erhielt immer wieder Morddrohungen. (Bild: APA/EPA/BJORN LINDGREN)
Der schwedische Cartoonist Lars Vilks erhielt immer wieder Morddrohungen.

Vilks, der laut Polizei Ziel des Attentats war, blieb bei dem Anschlag unverletzt, wurde durch einen Hinterausgang in Sicherheit gebracht und soll sich in einem Kühlraum versteckt gehalten haben. Dänische Medien meldeten einen getöteten 55-jährigen Zivilisten und drei verletzte Polizisten, ein Beamter soll demnach in die Brust getroffen worden sein.

Botschafter: "Dieselbe Absicht wie bei 'Charlie Hebdo'"
Frankreichs Botschafter Zimeray, der gerade einen Redebeitrag beendet hatte und wie Vilks unverletzt blieb, sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Sie haben uns von außen beschossen. Dahinter steckte dieselbe Absicht wie bei 'Charlie Hebdo' - außer, dass es ihnen nicht gelang hereinzukommen." Kugeln seien durch Türen gedrungen, alle Anwesenden hätten sich auf den Boden geworfen. "Ich bin noch am Leben", hatte der Franzose unmittelbar nach den Schüssen getwittert.

Die dänische Regierung unter Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt bezeichnete den Angriff als "Terrorakt". "Dänemark wurde heute von einem Akt zynischer Gewalt erschüttert. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei der Schießerei um ein politisches Attentat und somit um einen Terrorakt gehandelt hat", hieß in einem Kommuniqué. Ein dänisches Mitglied des Unterstützungskomitees für Vilks sprach von einem "Attentatsversuch" gegen den Karikaturisten. Der französische Außenminister Laurent Fabius verurteilte den "Terroranschlag" auf das Schärfste.

Morddrohungen gegen Vilks nach Mohammed-Karikatur
Vilks hatte im August 2007 den Propheten Mohammed in der schwedischen Regionalzeitung "Nerikes Allehanda" als Hund mit Menschenkopf porträtiert. Er rief damit wütende Proteste in der islamischen Welt hervor. Während sich die Muslime in Schweden um Beruhigung bemühten, setzte die Terrororganisation Al Kaida im Irak ein Kopfgeld von 150.000 Dollar auf den Künstler aus.

Mehrere Personen wurden seither wegen Morddrohungen gegen Vilks festgenommen, im Mai 2010 wurde ein Brandanschlag auf sein Haus verübt. Vilks, der unter Personenschutz steht, geht es bei seiner Kritik am Islam nach eigenen Angaben vor allem um die Gestaltungsfreiheit in der Kunst. Dabei provoziere er bewusst.

Islamkritische Journalisten und Zeichner im Visier
Das nunmehrige Treffen in Kopenhagen fand unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt, nachdem am 7. Jänner in Paris ein Anschlag auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" mit zwölf Todesopfern verübt worden war. Islamkritische Journalisten und Zeichner waren in der Vergangenheit immer wieder Ziele von Anschlägen.

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