Armenier-Genozid
Türkei wirft EU-Parlament “Fanatismus” vor
Die EU-Abgeordneten hätten "ein weiteres Mal angestrebt, die Geschichte bezüglich der Ereignisse von 1915 umzuschreiben", hieß es weiter. Das Parlament sei bekannt dafür, die Entwicklung der Beziehungen zwischen der Türkei und der EU behindern zu wollen. Das Ministerium riet den Parlamentariern, sich mit der Verantwortung ihrer eigenen Länder für die Gräueltaten während des Ersten und des Zweiten Weltkriegs auseinanderzusetzen.
Ankara: "Wir nehmen sie nicht ernst"
"Wir nehmen diejenigen, die diese Resolution angenommen haben, indem sie Geschichte und Recht verstümmelten, nicht ernst. Die Wahlbeteiligung der EU-Bürger von 42 Prozent bei den Wahlen 2014 deutet bereits den Platz an, den dieses Parlament in der politischen Kultur der EU einnimmt", erklärte das Außenministerium in Ankara.
In der Resoultion wird neben der Anerkennung des Genozids auch die Gewährung des Zugangs zu den Archiven gefordert. Das EU-Parlament erinnerte zudem daran, "dass immer mehr Mitgliedsstaaten, einschließlich ihrer Parlamente, den im Osmanischen Reich begangenen Völkermord an den Armeniern anerkennen".
Heftige Irritationen zwischen Vatikan und Türkei
Das EU-Kandidatenland Türkei hat sich entgegen der Meinung zahlreicher Historiker bisher geweigert, die Gräueltaten an den Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren als "Völkermord" anzuerkennen. Am vergangenen Sonntag hatte Papst Franziskus die Massaker und Vertreibungen zum zweiten Mal als "ersten Völkermord im 20. Jahrhundert" eingeordnet. Daraufhin kam es zu schweren diplomatischen Irritationen zwischen dem Heiligen Stuhl und Ankara. Erdogan warnte den Papst, solchen "Unsinn" zu wiederholen.
Armenier in der ganzen Welt erinnern am 24. April an den Jahrestag des Beginns der Vertreibungen. Bei etwa zwei Jahre dauernden Deportationen und Massakern starben laut armenischen Schätzungen bis zu 1,5 Millionen Menschen, für Armenien ist es ein "Völkermord". Die Türkei als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reiches geht von deutlich weniger Opfern aus.
Die osmanische Führung hatte den christlichen Armeniern damals vorgeworfen, mit dem Weltkriegsgegner Russland zusammenzuarbeiten.
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