Auch Geiselnahme

Tunis: 20 Touristen bei Terrorattacke getötet

Ausland
19.03.2015 12:38
Bei einem Terrorangriff auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis sind am Mittwoch nach jüngsten Angaben der tunesischen Regierung 24 Menschen getötet worden. Darunter seien 20 Touristen. Zudem seien ein Polizist, ein Zivilist und die zwei Angreifer ums Leben gekommen. Donnerstag früh war noch von 17 toten Ausländern die Rede gewesen. Laut den Behörden hatten die Bewaffneten vor dem Museum, das direkt neben dem Parlament liegt, das Feuer auf die Touristen eröffnet, dann Menschen in das Innere des Gebäudes getrieben und als Geiseln genommen. Wer hinter dem Anschlag steckt, ist weiter unklar.

Wie Regierungschef Habib Essid erklärte, waren die zwei Angreifer in Militäruniformen gekleidet und mit Kalaschnikows bewaffnet. Es bestehe auch die Möglichkeit, dass sie Komplizen hatten, weshalb eine Fahndung eingeleitet wurde. Die getöteten Touristen stammten demnach aus Deutschland, Polen, Italien, Spanien, Großbritannien, Frankreich, Australien, Japan und Kolumbien.

Keine Österreicher unter den Opfern
Wie viele Menschen bei dem Angriff selbst oder erst bei der gewaltsamen Beendigung der rund vierstündigen Geiselnahme getötet wurden, war zunächst nicht klar. Laut Gesundheitsminister Said Aidi wurden zudem etwa 40 Menschen verletzt, unter ihnen zahlreiche Urlauber. Das Außenministerium in Wien teilte mit, dass es wohl keine Österreicher unter den Opfern gebe.

(Bild: APA/EPA/MOHAMED MESSARA, krone.at-Grafik)
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Eine Angestellte des Museums berichtete, sie habe gegen Mittag Schüsse gehört. "Meine Kollegen riefen: Flieh schnell!", dann seien sie gemeinsam mit mehreren Touristen über die Hintertür geflohen. Eine französische Urlauberin erzählte, wie sie mit rund 50 anderen Besuchern einen der Säle besichtigte, als plötzlich Schüsse zu hören waren. "Alle schrien, dann versteckten wir uns, bis uns die Polizei herausholte".

Auch Parlament unter Beschuss geraten
Das Nationalmuseum ist in einem ehemaligen Palast untergebracht und liegt direkt neben dem Parlament. Sicherheitsbeamte berichteten, die Täter hätten vom Museum aus auch auf Sicherheitskräfte vor dem Parlament geschossen. Als die Attacke begonnen hatte, debattierte das Parlament gerade über ein verschärftes Anti-Terror-Gesetz. Nach den ersten Schüssen wurde der Betrieb in dem Gebäude sofort eingestellt. Es habe "riesige Panik" geherrscht, sagte eine Abgeordnete gegenüber Medien.

EU und USA erklären Solidarität mit Tunesien
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini machte "Terrororganisationen" für die Tat verantwortlich, ohne genauere Angaben zu machen. EU-Ratspräsident Donald Tusk betonte, dass sich "die EU und Tunesien nicht vom Terrorismus einschüchtern" lassen werden. "Wir sind bereit, die tunesische Regierung in ihren Maßnahmen gegen gewalttätigen Extremismus zu unterstützen". Auch US-Außenminister John Kerry erklärte, die Vereinigten Staaten "stehen in dieser schwierigen Zeit an der Seite der tunesischen Bevölkerung".

Nach dem blutigen Angriff kündigte die tunesische Führung einen "gnadenlosen" Kampf gegen den Terror an. Präsident Beji Caid Essebsi sagte, das Land werde "bis zum letzten Atemzug" gegen seine Gegner kämpfen. "Diese grausamen Minderheiten jagen uns keine Angst ein", sagte der Staatschef an die Adresse der Angreifer gerichtet. "Ich möchte, dass das tunesische Volk versteht, dass wir uns in einem Krieg gegen den Terrorismus befinden."

Islamistische Kräfte auf dem Vormarsch
Im Urlaubsland Tunesien hatte Ende 2010 der Arabische Frühling begonnen, der zum Sturz des Langzeitherrschers Zine el Abidine Ben Ali führte. Als bisher einziges arabisches Land gelang Tunesien der Übergang in eine Demokratie. Gewalt, Repressionen und Gesetzlosigkeit blieben im Vergleich zu vielen anderen arabischen Ländern eher Ausnahmeerscheinungen.

Mit dem Abgang Ben Alis gewannen jedoch auch islamistische Kräfte im Land neue Stärke. Die Regierung befürchtet zudem, dass rund 3.000 Tunesier, die sich in Syrien und im Irak der radikalen Miliz Islamischer Staat angeschlossen haben, in ihre Heimat zurückkehren und Anschläge verüben könnten.

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