Die Zeit des enorm billigen Geldes in den USA ist zu Ende: Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat erstmals seit fast zehn Jahren den Leitzins erhöht. Er wurde am Mittwoch auf eine Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent angehoben, wie die Notenbank mitteilte. Seit Ende 2008, dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise, lag der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bei 0 bis 0,25 Prozent. Experten bezeichnen die Entscheidung von Notenbank-Chefin Janet Yellen als "historischen Moment".
Die Zentralbank trug mit dem vielen billigen Geld dazu bei, dass die Wirtschaft wieder in Tritt kam und nun rund läuft. Fed-Chefin Yellen hatte die Finanzmärkte zuletzt schon auf die Anhebung eingestimmt und signalisiert, dass sie die Zügel weiter behutsam anziehen will.
Zuletzt hatte es 2006 eine Erhöhung der Leitzinsen in den USA gegeben. Danach senkte die Notenbank den Zins schrittweise bis auf nahe null, um den Folgen der Finanzkrise zu begegnen. Sie beließ ihn lange dort. Nach einer Erholung der US-Wirtschaft und stabilen Daten vom Arbeitsmarkt sah die Fed den Moment für eine Wende hin zu einer Normalisierung ihrer Geldpolitik gekommen.
US-Zinspolitik hat weltweite Bedeutung
Die Entscheidung war in aller Welt mit Spannung erwartet worden. Die Zinspolitik der USA hat weitreichende Bedeutung. Sie beeinflusst den Kurs des Dollars. In der US-Währung werden viele internationale Geschäfte abgewickelt, viele Rohstoffpreise werden in Dollar errechnet, Finanzanlagen in Dollar gehalten.
"Die heutige Entscheidung der Fed, die Zinsen zum ersten Mal seit fast zehn Jahren zu erhöhen, ist ein historischer Moment. Die Zinsanhebung markiert das offizielle Ende der globalen Finanzkrise für die USA und bildet den Auftakt zu einer Normalisierung der amerikanischen Geldpolitik", kommentierte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, die Zinswende.
Experte: Geringe Auswirkungen auf Schwellenmärkte
Für den Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Martin Wansleben, war die Entscheidung "längst fällig". "Angesichts der guten wirtschaftlichen Situation können die USA einen langsamen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes gut verkraften. Die Auswirkungen auf die Schwellenmärkte dürften begrenzt bleiben, solange die Notenbank nur moderat an der Zinsschraube dreht", so der Experte weiter.
Die ersten unmittelbaren Auswirkungen waren Kursgewinne an den US-Börsen. Der Euro gab gegenüber dem Dollar nur kurzzeitig nach und notierte zuletzt mit 1,0948 Dollar wieder ungefähr auf dem selben Niveau wie vor der Bekanntgabe der Entscheidung.
Kommt nun auch Zinswende in der Eurozone?
Viele fragen sich nun, ob auch in der Eurozone eine Zinswende folgen wird. Damit ist vor 2017 jedoch nicht zu rechnen. Die Europäische Zentralbank hat die Geldschleusen gerade erst noch weiter geöffnet und unter anderem das vor allem in Deutschland umstrittene Kaufprogramm für Staatsanleihen sowie andere Wertpapiere um ein halbes Jahr verlängert. Bis mindestens März 2017 sollen so monatlich 60 Milliarden Euro in den Markt gepumpt werden, insgesamt 1,5 Billionen Euro. "Wenn es dann nicht reicht, können wir weitermachen", so EZB-Präsident Mario Draghi Anfang Dezember.
Ziel der Maßnahmen ist es, die Konjunktur anzuschieben und die Mini-Inflation im Euroraum nach oben zu treiben. Solange das Programm läuft, wird die EZB den Leitzins nahe der Nulllinie lassen. Das ist gut für Häuselbauer, die ihre Immobilien extrem günstig finanzieren können, aber schlecht für Sparer, weil vermeintlich sichere Anlagen kaum Geld abwerfen.
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