Nächster Skandal

US-Polizeiauto rammt Verdächtigen mit voller Wucht

Ausland
15.04.2015 11:15
Die US-Polizei hat ihren nächsten Skandal: Nur Tage, nachdem zwei Schwarze von weißen Cops erschossen wurden, zeigt nun ein Polizeivideo erneut brutales Vorgehen aufseiten der Gesetzeshüter. Zu sehen ist, wie ein Polizeiauto stark beschleunigt, um einen bewaffneten Verdächtigen mit voller Wucht zu rammen. Der Mann fliegt meterhoch durch die Luft. Dass ihr Klient dabei nicht gestorben ist, sei ein Wunder, so seine Anwältin. Die Behörden halten das Vorgehen dennoch für gerechtfertigt.

Das Video, das von Kameras an Bord zweier Polizeiwagen in Marana im US-Bundesstaat Arizona aufgenommen wurde, ist soeben von den Behörden veröffentlicht worden, es stammt vom 19. Februar. Zu sehen ist die Verfolgungsjagd auf den 36-jährigen Mario Valencia. Er hatte laut Polizei in einem Supermarkt ein Gewehr gestohlen und damit Schüsse in die Luft abgegeben.

Mit voller Geschwindigkeit gerammt
Um Valencia, der zu Fuß unterwegs war, zu stoppen, entschied sich der Polizist Michael Rapiejko zu rabiatem Vorgehen: Die Aufnahmen zeigen deutlich, dass er plötzlich stark beschleunigte und auf den 36-Jährigen zuraste. Beim Aufprall wurde Valencia meterhoch durch die Luft geschleudert. Er wurde schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, konnte aber nach zwei Tagen an die Polizei überstellt werden.

"Alles in diesem Video scheint auf übermäßige Gewaltanwendung hinzudeuten", kritisiert nun Valencias Anwältin Michelle Cohen-Metzger laut CNN die Polizei. "Es ist ein Wunder, dass mein Klient nicht tot ist." Die Polizisten hätten keinen Versuch unternommen, die Situation zu entschärfen, so Cohen-Metzger weiter, dabei sei der Mann "eindeutig selbstmordgefährdet, eindeutig in einer Krisensituation" gewesen.

Polizei sieht Cop im Recht
Die Behörden wollen aber kein Fehlverhalten des Polizisten erkennen. "Wenn wir uns entscheiden müssen, ob wir ihn ein bisschen weitergehen lassen und schauen, was passiert, oder ihn jetzt außer Gefecht setzen und jegliche Möglichkeit eliminieren, die er hat, jemanden zu verletzen, dann wird man sich auf die Seite der unschuldigen Leute begeben", erklärte Polizeichef Terry Rozema. "Ohne Zweifel."

Zudem sei Valencia am fraglichen Tag mehrmals unangenehm aufgefallen, so die Polizei. Er habe morgens einen Supermarkt ausgeraubt, kurz darauf in einer Kirche Feuer gelegt, sei in ein Haus eingebrochen und habe ein Auto gestohlen, bevor er das Gewehr und Munition entwendet habe. Auf die mehrmalige Aufforderung von Polizisten, die Waffe fallen zu lassen, habe er nicht reagiert, sondern das Gewehr auf den Cop gerichtet. Er habe zudem mehrmals mit Selbstmord gedroht. Als Valencia schließlich auf ein Firmengebäude zugegangen sei, habe sich Michael Rapiejko zum Durchgreifen entschieden, heißt es.

Dass Valencia überraschend von hinten niedergefahren wurde, hält seine Anwältin dennoch für unverantwortlich. "Das ist nicht unähnlich zu Polizisten, die einem Flüchtenden in den Rücken schießen." Da die Behörden anderer Ansicht sind, droht dem Polizisten keine Strafverfolgung - im Gegensatz zu Valencia, der sich nächsten Monat wegen 15 Anklagepunkten vor Gericht verantworten muss.

Öffentlichkeit für Polizeigewalt sensibilisiert
Die Öffentlichkeit in den USA zeigt sich über den Fall gespalten. Die Reaktionen reichen von Dankbarkeit gegenüber dem Polizisten, der möglicherweise Schlimmeres verhindert habe, bis zu Entsetzen über das harte Vorgehen.

Das Video kommt zu einer sensiblen Zeit: Erst am Wochenende sorgte ein Clip für Aufregung, der zeigt, wie ein weißer Hilfssheriff versehentlich einen Afroamerikaner erschießt. Kurz zuvor hatte ein ebenfalls weißer Polizist einen unbewaffneten Schwarzen durch mehrere Schüsse in den Rücken getötet. Einige Wochen zuvor war ein offenkundig geistig verwirrter Afroamerikaner von einem weißen Cop erschossen worden, genau wie ein junger Schwarzer nur Tage vorher. Besondere Aufmerksamkeit hatte der Tod des unbewaffneten schwarzen Teenagers Michael Brown durch die Hand eines weißen Polizisten vergangenen August in der Kleinstadt Ferguson erregt.

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