Mordanklage
US-Polizist erschießt unbewaffneten Schwarzen
Im US-Bundesstaat South Carolina ist ein Polizist, der nach einem Streit bei einer Verkehrskontrolle einen fliehenden unbewaffneten Schwarzen erschossen hatte, wegen Mordes angeklagt worden. Der 33-jährige Beamte hatte nach dem Vorfall in der Stadt North Charleston angegeben, er habe um sein Leben gefürchtet, nachdem ihm der Afroamerikaner seine Elektroschock-Waffe entrissen habe.
Ein Video, das unter anderem der "New York Times" zugänglich gemacht wurde, zeigt indessen, dass der Beamte dem Mann mehrfach in den Rücken schoss, während dieser zu fliehen versuchte. Es ist zu hören, dass der Polizist achtmal auf den offenbar unbewaffneten Schwarzen feuert. Dann eilt er zu dem am Boden liegenden Mann, fordert ihn auf, die Hände auf den Rücken zu nehmen, und legt ihm Handschellen an. Der Schwarze stirbt wenig später an Ort und Stelle. Zudem sieht es in dem Video auch so aus, als ob der Beamte anschließend seine Elektroschock-Waffe neben den Toten legt.
Kontrolle wegen zerbrochenem Rücklicht
Die Verkehrskontrolle am Samstag war wegen eines zerbrochenen Rücklichts am Auto des Opfers durchgeführt worden. Der 33-jährige Polizeibeamte Michael Slager bat den 50-jährigen Walter Scott daraufhin in einen abgelegenen Hinterhof. Dort versuchte er, Scott mit einem Taser ruhigzustellen. Das Opfer dürfte daraufhin in Panik verfallen sein, weil es wegen ausstehender Unterhaltszahlungen einen Haftbefehl gegen den 50-Jährigen gab. Bereits in der Vergangenheit war Scott rund zehnmal wegen ähnlicher Delikte verhaftet worden.
"Er hatte vier Kinder, war immer wieder mit den Zahlungen im Rückstand. Es gab aber keine Vorwürfe wegen Gewalt gegen ihn - er wurde deshalb auch nie verhaftet. Er hatte einen Job und eine Verlobte", erklärte ein Anwalt gegenüber der "Times". "Er wollte einfach nicht schon wieder wegen ausstehender Unterhaltszahlungen ins Gefängnis kommen."
Bürgermeister spricht von "falscher Entscheidung"
Der Bürgermeister von North Charleston, Keith Summey, sprach in der Lokalzeitung "The Post and Courier" von einer "falschen Entscheidung" des Polizisten. Damit müsse der Beschuldigte nun leben. Dem Beamten, der seit 2009 seinen Polizeidienst versieht, droht nun bei einer Verurteilung wegen Mordes die Todesstrafe. Der Gouverneur des Bundesstaates, Nikki Haley, verurteilte die Tat in einer Stellungnahme klar: "Was hier passiert ist, wird in South Carolina nicht akzeptiert. Die sinnlose Schießerei und der Tod von Walter Scott waren absolut unnötig und verhinderbar."
Tagelange Unruhen nach letzten Vorfällen
Der Vorfall könnte die angespannte Lage in den USA vor dem Hintergrund mehrerer tödlicher Polizeischüsse auf Schwarze nun noch verschärfen. Zuletzt hatten mehrere Fälle tödlicher Gewalt weißer Polizisten gegen Schwarze Empörung in den USA ausgelöst. In Ferguson (Missouri) war es zu tagelangen Unruhen gekommen, nachdem ein Beamter den unbewaffneten afroamerikanischen Teenager Michael Brown erschossen hatte.
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