Sikh-Blutbad in USA
Todesschütze war ein “frustrierter Neonazi”
Mit der 2005 gegründeten Band sei Page auf Musikfestivals aufgetreten. Das Rassismusforschungsinstitut Southern Poverty Law Center veröffentlichte ein Foto des Attentäters während eines Konzerts. Darauf ist er mit kahlgeschorenem Kopf und in einem ärmellosen T-Shirt zu sehen, das den Blick auf seine unter anderem mit Keltenkreuzen tätowierten Arme freigibt. Im Internet existieren demnach weitere Fotos der Band, die vor einer nur teilweise sichtbaren Nazi-Flagge posieren.
Die Behörden gehen jedenfalls Hinweisen auf Verbindungen mit Extremisten und Rassisten nach. "Wir überprüfen Verbindungen mit Gruppen, die die Überlegenheit der weißen Rasse predigen", bestätigte eine Ermittlerin der Bundespolizei FBI. Das Attentat werde als Fall von "Inlands-Terrorismus" behandelt. Spekuliert wird, ob Page womöglich seine Opfer mit Muslimen verwechselt habe.
Todesschütze war hochdekorierter Soldat
Laut offiziellen Angaben diente Page von 1992 bis 1998 in der US-Armee und war zuletzt am Stützpunkt Fort Bragg in North Carolina stationiert. Der 40-Jährige war ausgebildeter Fallschirmspringer und auf psychologische Kriegsführung spezialisiert, teilte das Pentagon in Washington mit. Für seine vorbildliche Führung und seine Leistungen als Soldat sei er mit mehreren militärischen Orden ausgezeichnet worden. 1998 wurde Page jedoch wegen wiederholten "Fehlverhaltens" degradiert und aus dem Militär entlassen.
Page war am Sonntag in einen Sikh-Tempel in Oak Creek im US-Bundesstaat Wisconsin eingedrungen und hatte das Feuer auf die Besucher eröffnet. Er tötete sechs Menschen, bevor er selbst von der Polizei erschossen wurde. Die drei Verletzten erlitten nach Angaben eines Krankenhaussprechers zum Teil Schusswunden in der Bauchgegend, im Gesicht und im Nacken. Ihr Zustand sei "kritisch".
Zu ihnen zählt ein Polizeibeamter, der laut Edwards von dem Täter unter Beschuss genommen wurde, während er einem Opfer zu helfen versuchte. Ein zweiter Polizist konnte den Schützen dann stoppen, indem er den Mann erschoss. Dem Sender CNN zufolge wurden im Tempel zwei halbautomatische Waffen sichergestellt. Offiziell bestätigt wurde das aber zunächst nicht.
Obama bekundet "tiefe Trauer"
US-Präsident Barack Obama bekundete "tiefe Trauer" und Anteilnahme. In einer in Washington veröffentlichten Erklärung bot er zugleich Hilfe der Bundesbehörden bei der Aufklärung der Bluttat an und würdigte die Rolle der Sikhs im amerikanischen Leben. Sie seien eine Bereicherung für das Land und "ein Teil unserer erweiterten amerikanischen Familie", erklärte Obama. Auch sein republikanischer Herausforderer bei der Wahl im November, Mitt Romney, verurteilte den "sinnlosen Akt der Gewalt".
Blutbad in Wiener Sikh-Tempel vor drei Jahren
Vor drei Jahren hatte es in einem Wiener Sikh-Tempel eine Schießerei zwischen Anhängern rivalisierender Strömungen innerhalb der Glaubensgruppe gegeben. Ein aus Indien angereister Guru kam ums Leben, ein weiterer wurde schwer verletzt. Der Vorfall löste Ausschreitungen in Indien aus (siehe Infobox).
Sikhs sind Anhänger einer im 15. Jahrhundert in Nordindien entstandenen religiösen Reformbewegung. Die Sikh-Religion ist mit mehr als 30 Millionen Anhängern die fünftgrößte der Welt. Die meisten Sikhs leben in Indien, aber auch in Großbritannien und in Nordamerika gibt es viele Anhänger. In den USA gehören mehr als 500.000 Menschen der Glaubensgemeinschaft an.
Die Sikhs tragen traditionell Turban und Bart. In den USA werden sie vielfach für Muslime gehalten und waren deshalb besonders nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 Anfeindungen ausgesetzt.
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