Fast 300 Tote
Ukraine: Malaysischer Passagierjet abgeschossen
283 Passagiere und 15 Crewmitglieder befanden sich an Bord. Die Boeing 777 mit der Flugnummer MH17 war auf dem Weg vom niederländischen Amsterdam in die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur. Die Fluggesellschaft verlor nach eigenen Angaben über dem ukrainischen Luftraum den Kontakt zur Maschine, die in rund zehn Kilometern Höhe unterwegs war, als sie von einer Rakete vom Himmel geholt wurde. Ein dramatisches Amateur-Video zeigt die Absturzstelle unmittelbar nach dem Abschuss des Fliegers.
Am Boden wurden mittlerweile Dutzende Leichen und brennende Wrackteile gefunden. "Die Arbeiten werden davon erschwert, dass die Trümmer in großem Umkreis verstreut sind", sagte der Sprecher des ukrainischen Notfalldienstes, Sergej Botschkowski. Bislang seien 121 Tote geborgen worden, teilte der ukrainische Zivilschutz am Freitagmorgen nach Angaben der Agentur Interfax mit.
Die Lufthansa und andere Fluggesellschaften reagierten umgehend auf das Unglück und änderten ihre Flugrouten nach Asien. Der ostukrainische Luftraum werde bis auf Weiteres weiträumig umflogen, sagte ein Lufthansa-Sprecher in Frankfurt.
Medien: 80 Kinder unter den Todesopfern?
Unter den Absturzopfern sind 154 Niederländer, 27 Australier, 23 Malaysier, elf Indonesier, sechs Briten, fünf Belgier, vier Deutsche, drei Filipinos und ein Kanadier. Bisher gab es keine Berichte über österreichische Opfer, allerdings war die Nationalität von Dutzenden Passagieren vorerst unklar. Frankreichs Präsident Francois Hollande sagte am Donnerstagabend, dass auch "mehrere" Franzosen an Bord des Flugzeugs gewesen sein könnten. Unter den Toten sollen sich laut mehreren Medienberichten auch rund 80 Kinder befinden. Auch am Boden kamen offenbar Menschen zu Tode.
Zahlreiche Aids-Aktivisten und Forscher an Bord
Fest steht, dass zahlreiche Aids-Aktivisten an Bord der Maschine waren. Sie waren auf dem Weg zum Welt-Aids-Kongress in Melbourne, teilte die International AIDS Society in der Nacht auf Freitag mit. Es sei davon auszugehen, dass insgesamt 108 Delegierte und deren Familienangehörige an Bord von MH17 gewesen seien.
Kiew: Rakete von Separatisten abgefeuert
Das Unglück ereignete sich nahe der Ortschaft Schachtarsk im Großraum der besonders umkämpften ostukrainischen Metropole Donezk (siehe Karte oben). Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow erklärte umgehend, dass die Boden-Luft-Rakete von prorussischen Separatisten abgefeuert worden sei. Diese wiederum machen die Regierungstruppen für das Unglück verantwortlich (siehe Story in der Infobox). Die Separatisten gaben unterdessen an, sie hätten den Flugschreiber der Boeing gefunden. "Die Blackbox wurde sichergestellt", sagte einer der Sprecher, Konstantin Knyrik.
Bei der Rakete habe es sich um eine Boden-Luft-Rakete gehandelt, berichtete unterdessen auch die "New York Times" unter Berufung auf namentlich nicht genannte Experten der US-Regierung. Das Flugzeug sei auf einer Höhe von 9.100 Metern geflogen, hieß es unter Berufung auf Daten eines Spionagesatelliten der US-Streitkräfte.
Experten wollen Ursprungsort der Rakete ermitteln
Der Satellit liefere aber keine Informationen, wo genau die Rakete abgefeuert wurde. Experten von Militär und Geheimdienst seien aber dabei, mithilfe von Hochgeschwindigkeitscomputern und mathematischen Formeln den genauen Ursprungsort der Rakete zu ermitteln. Andere Experten arbeiteten mit ukrainischen Behörden zusammen, um Trümmerteile der Rakete und des Flugzeuges zu untersuchen.
Die Separatisten hatten zuletzt mehrfach zugegeben, ukrainische Kampfjets, Transportmaschinen und mehrere Hubschrauber abgeschossen zu haben. Nach unbestätigten Twitter-Berichten haben die Separatisten behauptet, im Verlauf der Kämpfe ein Buk-Flugabwehrsystem erbeutet zu haben. Das in den 80er-Jahren von der sowjetischen Militärindustrie entwickelte Lenkwaffensystem Buk (Buche) kann Ziele in Höhen bis zu 25.000 Metern treffen.
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