Provokanter Beitrag
Ukraine schickt Krimtatarin zum Song Contest
43 Länder gehen im Mai in Stockholm beim Song Contest an den Start. Unter den Teilnehmern ist auch die Ukraine, die mit Susana Jamaladinowa eine Sängerin ins Rennen schickt, die der ethnischen Minderheit der Krimtataren angehört. Jamaladinowa, die unter dem Namen Jamala antritt, singt ein Lied (Video oben), das die Vertreibung ihres Volkes unter dem russischen Diktator Josef Stalin zum Inhalt hat. Die Wahl gilt als brisant, zumal die ESC-Regeln Lieder mit politischen Texten normalerweise untersagen. Jedenfalls wird der Song Contest damit auch eine Prise Provokation in Richtung Russland enthalten.
Schließlich ist die ukrainische Halbinsel Krim, auf der die Krimtataren hauptsächlich leben, von Russland annektiert. Die Annexion im Jahr 2014, die weltweit Proteste hervorrief, wird in dem Lied zwar nicht erwähnt, durch Jamalas Nominierung wird dieses Thema aber wohl wieder in den Vordergrund rücken.
"1944" handelt von Massendeportation der Krimtataren
Das Lied trägt den Titel "1944" und dreht sich um das selbige Jahr, in dem Stalin die Tataren von der Krim in Zügen nach Asien deportieren ließ. Bereits auf der Fahrt dorthin starben Tausende Menschen, zahlreiche weitere verhungerten nach ihrer Ankunft. Den Deportierten war bis in die 1980er-Jahre nicht erlaubt, in ihre Heimat zurückzukehren. Seit 2014 häufen sich erneut Berichte über Unterdrückung der turksprachigen, überwiegend muslimischen Minderheit.
Jamaladinova, die in Kirgistan geboren wurde, konnte sich mit ihrem Lied bei der nationalen Ausscheidung am Sonntag sowohl bei der Jury als auch im Publikumsvoting durchsetzen. In der Jury saß neben der Sängerin Ruslana, die den Song Contest 2004 gewonnen hatte, auch der Zweite von 2007, Andrej Danilko. "Jamala berührte mich für alles, was passiert ist. Das ist absolute Originalität. Das ist die tiefe Ukraine, die wirkliche Ukraine und die starke Ukraine", sagte Ruslana.
Das Lied mit dem politischen Text ist ein Wagnis, da dies normalerweise nicht den ESC-Regeln entspricht. 2009 etwa durfte Georgien mit "We Don't Wanna Put In" nicht antreten, weil das Lied als politisch eingestuft wurde.
Song Contest geht im Mai in Stockholm über die Bühne
Der Song Contest geht im Mai in Stockholm über die Bühne. Während sechs Länder - Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien sowie das Gastgeberland Schweden - bereits fix qualifiziert sind, singen die 37 weiteren Nationen in den beiden Semifinalshows am 10. (18 Länder) und am 12. Mai (19 Länder) um den Einzug ins Finale am 14. Mai. Im Rahmen des "Allocation Draw" wurde Ende Jänner ausgelost, welches Land in welcher Hälfte welches Semifinales an den Start geht. Österreich, das durch die 19-jährige Zoe vertreten wird, wurde in die zweite Hälfte des ersten Semifinales gelost und ist damit bereits am 10. Mai dran.
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