Rechte Terrorserie
Unterstützer des deutschen Neonazi-Trios verhaftet
Den Ermittlungen zufolge mietete D. in Zwickau zwei Wohnungen an und überließ sie der extremistischen Zelle. "Er soll die Zwickauer Zelle dadurch unterstützt haben, ein Leben unter falscher Identität zu führen und unentdeckt Terroranschläge verüben zu können", teilte die Bundesanwaltschaft mit. Um keinen Verdacht zu erregen, habe D. ab Juni 2003 schriftliche Untermietverträge auf einen Aliasnamen eines NSU-Mitglieds geschlossen. Eine Wohnung mietete er im Mai 2001 an, die andere im März 2008, hieß es.
Zudem durchsuchten Beamte des deutschen Bundeskriminalamts und sächsische Polizeikräfte in der Umgebung drei Wohnungen, darunter die des Beschuldigten und die einer weiteren möglichen Unterstützerin, berichtete die Bundesanwaltschaft.
Insgesamt sieben Beschuldigte
Nach "Spiegel"-Informationen stufen die Ermittler im Fall der Zwickauer Neonazi-Zelle inzwischen sieben Personen als Beschuldigte ein. Neben Matthias D. beschuldigt die Bundesanwaltschaft nach Angaben des Magazins auch Mandy S. aus Sachsen wegen Unterstützung des NSU.
Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts hat die Verdächtige die mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe nach deren Untertauchen 1998 für mehrere Monate in der Wohnung ihres damaligen Freundes in Chemnitz einquartiert. Die Frau habe die Vorwürfe in einer polizeilichen Vernehmung mittlerweile eingeräumt.
Mordserie an Migranten
Das Neonazi-Trio steht im Verdacht, zwischen 2000 und 2007 insgesamt zehn Morde an Einwanderern und einer Polizistin verübt zu haben. Außerdem werden ihnen zwei Bombenanschläge in den Jahren 2001 und 2004 zur Last gelegt. Ihre Taten finanzierten sie sich offenbar mit Banküberfällen.
Der rechtsextremistische Hintergrund der Taten kam erst in diesem Herbst ans Licht, als zwei mutmaßliche Mitglieder der Zelle, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, nach einem Banküberfall in Eisenach tot in einem Wohnmobil gefunden wurden. Später wurde in ihrer Wohnung in Zwickau eine Tatwaffe entdeckt. Ihre mutmaßliche Komplizin Beate Zschäpe sitzt in Haft.
NPD-Verbot wird weiter diskutiert
Zudem wurden weitere Verdächtige festgenommen, etwa der frühere NPD-Funktionär Ralf Wohlleben, der den Neonazis eine Waffe und Munition beschafft haben soll. Als Konsequenz aus der Mordserie hatten sich die Innenminister der deutschen Regierung und der Bundesländern am Freitag darauf geeinigt, ein Verbot der rechtsextremistischen Partei anzustreben.
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