"Teure Fiesta"
Unverständnis nach Olympia-Eröffnung in Griechenland
Die Eröffnungsfeier mit Staatspräsident Carolos Papoulias und dem blinden US-Sänger Stevie Wonder als Stargast fiel weit spektakulärer aus als erwartet. Gespickt mit Feuerwerks-Explosionen und Showeinlagen ging sie im vollständig aus Marmor gebauten alten Olympiastadion von Athen, dem "Panathinaikon", über die Bühne.
Das 45.000 Menschen fassende Stadion war schon Schauplatz der ersten Olympischen Sommerspiele der Neuzeit im Jahr 1896. An den 13. Special Olympics nehmen rund 7.500 Athleten aus 183 Ländern teil. Die Spiele, bei denen im Unterschied zu den Paralympics geistig behinderte Sportler teilnehmen, werden bis zum 4. Juli ausgetragen.
"Völlig unangemessene Fiesta"
Griechische Behindertenverbände zeigten sich nach dem prunkvollen Zeremoniell in Athen geradezu geschockt. Während im Zuge der Sparprogramme Sonderschulen ihre Förderungen verlieren und Lehrkräfte gekündigt würden, schmückten sich hier Politiker mit einem großen Spektakel, "bei dem Gäste aus aller Welt auf Kosten der Steuerzahler bewirtet werden", so eine Sprecherin des Panhellenischen Verbands der Eltern Behinderter. Zu den 7.500 Athleten kommen Familienmitglieder, Betreuer und noch rund 3.000 Journalisten aus aller Welt dazu, die mehr oder weniger gratis verpflegt werden.
"Eine Fiesta, die an die Feiern im antiken Rom erinnert, ist völlig unangemessen und unzeitgemäß. Griechenland kann sich diesen Luxus nicht mehr leisten", kritisierte auch der Nationalverband der Behinderten Griechenlands gegenüber Korrespondenten des deutschen Nachrichtenmagazins "Spiegel". Die Regierung gebe für den Sportevent rund 70 Millionen Euro aus - doppelt so viel wie die vorigen Austragsungsländer China und Irland.
Zum Vergleich: Förderungen für private Behinderteneinrichtungen wurden in den letzten zwei Jahren auf rund 15 Millionen Euro halbiert. Einnahmen hat Athen bei Olympia übrigens keine, denn der Eintritt zu den Sportveranstaltungen ist für alle Besucher frei.
Wo Millionen sind, darf auch Korruption nicht fehlen
Zu allem Überdruss legt sich auch noch der allgegenwärtige Schatten der Korruption über die Special Olympics: Der Sohn der auf Lebenszeit zur Komitee-Präsidentin gewählten Special-Olympics-Chefin Gianna Despotopoulou erhielt einen Job als Technikdirektor mit fast 100.000 Euro Netto-Jahresgehalt. Am Argument, dass die 70 Millionen Euro wenigstens in die Förderung des Behindertensports fließen, darf man angesichts dessen durchaus zweifeln...
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