Morde in Nantes

Geliebte des verschwundenen Vaters aufgetaucht

Ausland
24.04.2011 10:33
Das Familiendrama in Nantes nimmt immer mysteriösere Ausmaße an. Nachdem am Samstag ein Steckbrief des 50-jährigen Familienvaters veröffentlicht wurde und eine internationale Suchaktion angelaufen ist, wurde am Sonntag eine Geliebte des Mannes ausgeforscht. Wie der französische Rundfunksender Europe 1 berichtete, soll die Frau telefonischen Kontakt mit Xavier D. gehabt haben, außerdem dürfte sie ihm 50.000 Euro geliehen haben. Ermittler gehen nun allen Hinweisen nach, um den 50-Jährigen zu finden und um endgültig zu klären, warum die Frau und die Kinder von Xavier D. sterben mussten.

Die Leichen seiner 48 Jahre alten Frau und der vier Kinder im Alter zwischen 13 und 20 Jahren waren am Donnerstag entdeckt worden, verscharrt unter der Terrasse im Garten der Familie. Sie lagen in mit Kalk gefüllten Jute-Säcken. 

Die Autopsie bestätigte den Mordverdacht. Die Opfer wurden demnach Anfang April im Schlaf "methodisch" mit Schüssen in Kopf oder Brust getötet. Weitere Untersuchungen sollen nun klären, ob die Opfer vor der Tat betäubt wurden. Die Tatwaffe, ein Gewehr, wurde noch nicht entdeckt. Der Familienvater hatte eine derartige Waffe kurz zuvor geerbt und sich bei einem Schützenverein angemeldet, obwohl er nicht als Waffennarr gilt. Er hatte sich im März offenbar auch noch mit Munition eingedeckt.

Familienvater beim Bankomaten und im Restaurant gesehen
Ob der Vater, der 50-jährige Xavier D., der Täter ist, steht noch nicht fest. Für die Ermittler ist er derzeit jedenfalls der Hauptverdächtige, nach ihm wird gefahndet. Am Freitag konnte die Polizei aufgrund der Bankkartenabrechnungen die Fährte des Mannes aufnehmen. Er hob Bargeld im kleinen Ort Roquebrune-sur-Argens im südlichen Departement Var ab, in dem die Familie früher gelebt hatte. Augenzeugen beobachteten ihn beim Abheben am Bankomaten sowie in einem Restaurant. Der elegant gekleidete Mann hätte beim Restaurantbesuch außergewöhnlich entspannt und gut gelaunt gewirkt. 

Zudem entdeckten die Ermittler in dem Ort das Auto von Xavier D. und fanden heraus, dass er am 14. April offenbar für eine Nacht in einem Hotel abgestiegen war. Die Beamten nahmen Fingerabdrücke am Auto und im Hotel und werteten die Aufnahmen von Überwachungskameras aus.

Mysteriöses Verschwinden einer Frau beschäftigt Behörden
Am Samstag haben Behörden außerdem eine weitere beunruhigende Nachricht offenbart. Denn genau am selben Tag, an dem Xavier D. in Roquebrune-sur-Argens gesehen wurde, verschwand eine Frau aus dem Ort auf unerklärliche Weise. Der Staatsanwalt sprach von einem "beunruhigenden Zufall", wollte aber noch keine Zusammenhänge bestätigen.

Familiendrama wird immer wahrscheinlicher
Aufgrund der bisher gesammelten Fakten hält die Staatsanwaltschaft ein Familiendrama für möglich, schließt aber auch andere Möglichkeiten nicht aus. Der 50-Jährige hatte kurz vor seinem Verschwinden Freunden gegenüber behauptet, er sei ein US-Geheimagent und werde in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Der Nachfahre eines wohlhabenden Adelsgeschlechts hatte nach Angaben einiger Anrainer ein kleines Geschäft im bretonischen Touristenort Pornic, anderen Angaben zufolge betrieb er ein kleines Anzeigenunternehmen. Seine Frau war eine engagierte Katholikin und gab Religionsunterricht.

Zudem gilt es noch zu klären, ob ein Satz - der auf einem nahe dem Haus abgestellten Auto, das angeblich der Mutter gehörte, gefunden wurde - im Zusammenhang mit dem mysteriösen Verschwinden der Familie steht. Auf die Motorhaube war in den Staub geschrieben worden: "Das hättest Du nicht tun dürfen - Du fehlst mir!"

Kinder von der Schule abgemeldet, alle Rechnungen bezahlt
Die Gewalttat war nach Einschätzung der Ermittler vermutlich genau geplant worden. Die beiden jüngeren Kinder wurden schriftlich von ihrer Privatschule mit der Begründung abgemeldet, die Familie wolle nach Australien auswandern. Die Abmeldung sei vor etwa zehn Tagen mit der Post eingegangen, zusammen mit einem Scheck über das restliche Schulgeld, sagte der Schuldirektor Olivier Bouissou. Auch alle anderen offenen Rechnungen der Familie wurden beglichen, Freunde wurden per Brief über den angeblich bevorstehenden Weggang informiert.

Nachbarn alamierten die Polizei
Nachbarn hatten die Polizei schließlich auf das rätselhafte Verschwinden der Familie aufmerksam gemacht. Im Fernsehen erklärte einer von ihnen, der überquellende Briefkasten habe ihn kaum erstaunt. "Doch als Freunde der Kinder kamen und wissen wollten, was los war, wurde ich stutzig", so ein bärtiger Mittfünfziger vor laufender Kamera. Auch die seit Anfang April verschlossenen Jalousien kamen den Nachbarn ein wenig merkwürdig vor. Zudem reagierte keines der Familienmitglieder seit dem Verschwinden auf Handy-Anrufe.

Polizisten hatten dann bei einer Hausdurchsuchung festgestellt, dass die Kästen ausgeräumt und Leintücher abgezogen waren. Auf dem Briefkasten klebte ein Zettel mit der Aufschrift "Post an den Absender zurück. Danke". Spuren einer Auseinandersetzung gab es nicht, doch von der Familie und den beiden Labrador-Hunden fehlte jede Spur.

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