Absolute für Cameron

Wahlforscher lagen mit Prognosen völlig falsch

Ausland
08.05.2015 13:20
Großbritanniens Premier David Cameron ist völlig überraschend als großer Sieger aus der Parlamentswahl am Donnerstag hervorgegangen. Er und seine konservativen Torys erreichten sogar die absolute Mehrheit. Damit steht auch fest, dass sämtliche Meinungsforscher völlig falsch gelegen waren. Diese hatten nämlich ausnahmslos ein äußerst knappes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Cameron und seinem Labour-Herausforderer Ed Miliband vorhergesagt. Nun rätseln die Experten darüber, wie die Prognosen dermaßen daneben liegen konnten.

Cameron wird künftig regieren können, ohne auf einen Koalitionspartner angewiesen zu sein: Nach Auszählung aller Wahlbezirke erzielten die Torys 331 der 650 Sitze im Westminster-Parlament. Miliband, dem von den Meinungsforschern bis unmittelbar vor Öffnung der Wahllokale gute Chancen auf eine Ablösung Camerons in der Downing Street eingeräumt worden waren, wurde hingegen zum großen Verlierer der Wahl. Die Sozialdemokraten kamen nur noch auf 232 Sitze und unterboten damit sogar noch ihr schlechtes Ergebnis von 2010, als sie 258 Parlamentarier stellten.

Der Wahlausgang kam völlig überraschendNoch am Mittwochabend hatte Michelle Harrison, die Chefin für Politik und Soziales beim Meinungsforschungsinstitut TNS, erklärt, die letzten Umfragen, die vor dem Urnengang veröffentlicht werden durften, würden zeigen, "dass Labour und die Konservativen Gleichstand erreicht haben". Und auch Miliband war noch hoffnungsfroh gewesen: "Das wird das engste Rennen, das wir je erlebt haben", sagte der Labour-Chef, der dann am Freitagnachmittag wegen der erlittenen Wahlschlappe sogar seinen Rücktritt erklärte.

Polit-Experten ratlos über Ausgang der Wahl
Nach diesen turbulenten Ereignissen stehen nun die Meinungsforscher und politischen Beobachter unter Beschuss, die allesamt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Cameron und Miliband vorhergesagt hatten. Auf eine aussagekräftige Erklärung für ihr Versagen wartet die britische Öffentlichkeit allerdings vergebens. Vielmehr zeigen sich die Experten in ihren ersten Statements selbst ratlos angesichts des fulminanten Abschneidens der Torys.

"Insgesamt war das eine durchwachsene Nacht für die Meinungsforscher", sagte Harrison. Peter Kellner, der Chef des britischen Meinungsforschungsinstituts YouGov, meinte am Freitag gegenüber dem "Telegraph", er könne sich den Wahlausgang nur damit erklären, dass die Menschen in den Umfragen schlicht logen, also eine andere Partei genannt hätten als jene, die sie dann tatsächlich wählten. Eine zufriedenstellende Erklärung sieht anders aus.

Waren Tory-Wähler in Umfragen "zu schüchtern"?
Professor Tony Travers von der London School of Economics wiederum vermutet, viele konservative Wähler hätten sich in Umfragen nicht zu den Torys bekennen wollen, weil Camerons Partei wegen ihrer harten Sparpolitik umstritten ist. Die konservative Wählerschaft habe auf die Frage nach ihrer Wahlabsicht wohl "zu schüchtern" geantwortet, wurde Travers vom "Guardian" zitiert.

Bereits 1992 war der überraschende Wahlsieg der Konservativen unter John Major auf die "Schüchternheit" der Tory-Wähler in den Umfragen zurückgeführt worden. Damals war ein Wahlsieg für Labour vorausgesagt worden. Beim nunmehrigen Urnengang schloss Travers allerdings auch nicht aus, dass es sich einfach nur um einen späten Umschwung in der Wählermeinung gehandelt habe...

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