Ausgebrannte Fähre

Weitere Rätsel um Zahl der Toten und Vermissten

Ausland
06.01.2015 10:41
Staatsanwälte in Italien, die nach dem am 29. Dezember ausgebrochenen Brand an Bord der Autofähre "Norman Atlantic" in der Adria ermitteln, klagen über mangelnde Kooperationsbereitschaft seitens der griechischen Behörden. Wegen Kommunikationsproblemen gebe es immer noch keine offizielle Zahl von Todesopfern und Vermissten.

Die notwendigen Dokumente für die Obduktion der griechischen Opfer seien noch nicht eingetroffen, sagte Staatsanwalt Giuseppe Volpe. Die Familien der Todesopfer protestieren, weil sich aus diesem Grund die Begräbnisse verzögern, berichtete die italienische Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag.

Bisher neun Todesopfer identifiziert
Die Ermittler in der süditalienischen Stadt Brindisi vermuten, dass ein Kurzschluss die Katastrophe ausgelöst habe, bei der nach derzeitigem Erkenntnisstand elf Passagiere sowie zwei Rettungskräfte ums Leben gekommen sind. An Bord befanden sich fünf Österreicher, die sich retten konnten. Neun Todesopfer wurden bisher identifiziert. Zwei weitere Leichen wurden zwar von den Rettungseinheiten lokalisiert, aber noch nicht geborgen. Die Zahl der Vermissten dürfte zwischen zehn und 18 betragen. An Bord waren laut Zeugen auch neun blinde Passagiere, diese Information muss allerdings noch geprüft werden.

(Bild: APA/EPA/Maria Novella de Luca)

Der Kurzschluss ist wahrscheinlich durch die große Anzahl von Lkw mit Kühlanlagen verursacht worden, die an die Stromleitungen der Fähre angeschlossen waren. An Bord befanden sich nach Angaben der Behörden 60 Laster, deutlich mehr als üblich. Viele waren mit Fisch für Silvester beladen.

Noch 200 Grad in Teilen des Wracks
In Teilen des Wracks wurden zuletzt noch Temperaturen von 200 Grad Celsius gemessen, was die Arbeit der Bergungsteams auf der Suche nach weiteren Opfern im Autodeck erschwert. Jedes einzelne Fahrzeug muss durchsucht werden. Das Wrack wird daher entgegen früheren Plänen nicht in den Hafen von Bari geschleppt, um den kleineren Hafen Brindisi zu entlasten. Das Schiff würde den Transport bis Bari möglicherweise nicht aushalten, erklärte Staatsanwalt Volpe.

Inzwischen wurde in Griechenland Kritik an der Hafenbehörde der Stadt Igoumenitsa laut, wo die "Norman Atlantic" abgelegt hatte. Die Fähre hätte wegen der schlechten Wetterlage und mangelnder Sicherheitsvorkehrungen nicht abfahren dürfen, lautet der Vorwurf. Griechische Medien berichteten, dass mehrere Hubschrauber der griechischen Rettungsteams nicht einsatzfähig waren.

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