Aids-Kongress

Heftige Kritik an Regierung bei Demo in der City

Wien
20.07.2010 22:41
Zwischen 9.000 und 25.000 Menschen haben am Dienstagabend in der Wiener Innenstadt für die Menschenrechte demonstriert - je nachdem, ob man die Polizei- oder die Veranstalterschätzungen heranzieht. Organisiert wurde das Großevent von der Aidshilfe, der Hosi und der International Aids Society, dem Veranstalter der derzeit in der Wiener Messe stattfindenden 18. Internationalen Aids Konferenz. Als Zugpferd fungierte Sängerin Annie Lennox.

Vor dem Marsch hatte sich das bunt gemischte Volk der Demonstranten ab 18.30 Uhr auf dem für den Verkehr gesperrten Schottenring gesammelt. Um 20 Uhr waren die Aktivisten - mehrheitlich ausgerüstet mit orangefarbenem T-Shirt und Tröte oder HIV-Vuvuzela - schließlich zum Heldenplatz marschiert.

Dort riefen Redner aus aller Welt zur Einhaltung der Menschenrechte auf - eine Grundvoraussetzung, den Zugang zu adäquater Therapie und Prävention zu gewährleisten. Unter den Sprechern fand sich auch österreichische Prominenz wie Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), der allerdings von einem Teil der Menge ausgebuht wurde. Hintergrund war die am dritten Konferenztag im Messezentrum ausgebrochenen Diskussion um die Finanzierung des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (Global Fund).

Annie Lennox attackiert Bundesregierung scharf
Dort hatte Annie Lennox bereits am Vormittag die österreichische Bundesregierung attackiert, die es zwar hinnehme, dass die Aids-Konferenz 45 Millionen Euro an Umwegrentabilität erbringe, jedoch nur ein einziges Mal, 2002, eine Million Euro in den Fonds eingezahlt zu haben. Dies müsse sie schleunigst ändern. "Es ist peinlich für das Gastgeberland", stimmte auch Hosi-Aktivist Kurt Krickler in die Kritik ein.

Nach Gerüchten will auch das deutsche Entwicklungshilfeministerium nach 2012 seinen Beitrag zum Fonds, der zwischen 2001 und 2010 rund 1,2 Milliarden Dollar betrug, um zwei Drittel reduzieren. Deutsche NGOs nahmen dies zum Anlass, um im Rahmen des Menschenrechtsmarsches gegen die Pläne zu demonstrieren. "Für die Rettung der Banken sind Milliarden Euro übrig, aber bei der  Rettung von Millionen von Menschen wird der Rotstift angesetzt", zeigte sich Christiane Fischer, Sprecherin des Aktionsbündnisses, erbost.

Präventionsmethoden beherrschten Konferenztag
Abseits finanzieller Debatten hatten am Dienstag zwei HIV-Präventionsmethoden den Konferenztag beherrscht. Zum einen war dies bei den Hilfsmitteln für Frauen die Nachricht des US-Wissenschaftsmagazins "Science", wonach ein neues Vaginalgel laut einer südafrikanischen Studie die HIV-Übertragung bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr um 39 Prozent reduziert - wenn es zwölf Stunden vor und zwölf Stunden nach dem Verkehr angewendet wird.

Eine weit höhere Schutzrate erreicht man hingegen bei Männern - wenn zum Messer gegriffen wird. Die Gesundheitsorganisation Population Service International (PSI) stellte ihren Plan vor, bis 2015 in Simbabwe 1,3 Millionen Männer zwischen 15 und 29 Jahren um ihre Vorhaut zu erleichtern. Statistisch gesehen sinke das Risiko einer HIV-Infektion nach einer Beschneidung um 60 Prozent.

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