Nein, sie sei "sicher keine religiöse Fanatikerin". Und sie hätte sich auch "noch nie bei einer Kaiser-Karl-Gebetsliga engagiert", wie ihr das in einem Vernehmungsprotokoll der Magistratsabteilung 10 vorgeworfen wurde, sagt Magdalena S. (Name von der Redaktion geändert) gleich am Beginn des Gesprächs mit der "Krone" in einer Bäckerei-Filiale.
Die Mutter einer 19-jährigen Tochter sieht geschafft aus, die Augen sind tränennass: "Meine ganze Familie leidet mit, mein Mann hat mir sehr geholfen."
"Jesuskind musste gegendert werden"
Am 10. Juli wurde der 1989 von Polen nach Österreich immigrierten Kindergärtnerin gekündigt: Laut eines Paragraphen in diesem Schreiben hätte Magdalena S. auch "das Ansehen des Dienstes beschädigt". Waren Sie tatsächlich so untragbar, Frau S.? "Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich habe doch niemanden beleidigt, nichts Schlechtes getan", verneint die Kindergartenpädagogin.
Und sie schildert dann die Vorfälle, die zu ihrem Rausschmiss geführt hätten: "Sie kennen ja das Vernehmungsprotokoll der MA 10, oder? Es stimmt: Ich habe den Kindern die christliche Bedeutung des Weihnachtsfestes erklärt. Aber ich durfte im Kindergarten ja nicht einmal sagen, dass das Jesuskind ein Bub ist - es musste gegendert werden, also 'geschlechterneutral' als Zwitter erklärt werden. Obwohl jeder weiß, dass er Sohn Gottes ist."
Die Leiterin des Kindergartens hätte sie deshalb zur Rede gestellt: "Sie sagte, dass ich mich an den Bildungsplan der MA 10 zu halten habe. Aber einige dieser Vorgaben kann ich nicht mit gutem Gewissen erfüllen."
Dass sie ein vierseitiges Heftchen über Kaiser Karl einer Kollegin geschenkt hat, bestreitet die Wienerin ebenfalls nicht: "Eine Kollegin hat mit mir in einer Pause über TTIP, Chlorhühner und die vielen Krisen in der Welt gesprochen. Da habe ich ihr aus meinem Kalenderbuch die Broschüre gegeben, die ich aus einer Kirche mitgenommen habe: 'Schau her, Kaiser Karl soll ein großer Friedensstifter gewesen sein.' Wir redeten aber nicht über ein darin abgedrucktes Gebet. Die Kollegin hat das Vorgesetzten berichtet."
Kündigung wurde nicht aufgehoben
Bis Jahresende läuft noch die Kündigungsfrist. Wie es dann weitergeht, weiß die Kindergärtnerin noch nicht: "Warum wurde ich so behandelt? Ich bin arbeitslos, weil ich eine religiöse Person bin. Und warum wurde bei dieser Wahl-Fernsehsendung mit den Parteichefs gesagt, dass meine Kündigung aufgehoben worden sei? Das stimmt doch nicht."
"Als 'extreme' Christin hingestellt"
Von der Stadt Wien kam bisher kein Angebot, nochmals über ihren Fall zu sprechen: "Niemand hat sich gemeldet, obwohl man mich als 'extreme' Christin hingestellt hat - nur, weil ich am Sonntag in die Kirche gehe und ein Kreuz an der Halskette trage."
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