Bock zeigte sich in einem kurzen Statement verärgert, dass es nicht möglich sein solle, ausreichend Quartiere zu finden, um den Belag in Traiskirchen zu reduzieren. Denn das Geld dafür sei da und der Platz auch. Hader fand es gut, dass sich die Flüchtlinge in die Innere Stadt begaben, damit ihre Probleme in den Blickpunkt der Gesellschaft rückten.
Eine von den Asylwerbern organisierte Pressekonferenz, die dem Besuch Bocks und Haders voranging, verlief ein wenig ungewöhnlich. Die Vorträge der Flüchtlinge wurden immer wieder unterbrochen, um in der Gruppe "We want our rights" zu skandieren. Die Vortragenden nannten ihre Namen nicht, auch nicht ihre Nationalität.
Kritik an Kompetenz der Dolmetscher
Dafür wurde ausführlich kundgetan, was in der Traiskirchner Erstaufnahmestelle nach Meinung der Bewohner schiefläuft. Hauptkritikpunkt ist, dass die Übersetzer in den jeweiligen Sprachen nicht entsprechend kompetent seien, was sich bei den Verfahren fatal auswirken könne. Ebenfalls mehrfach angebracht wurde Kritik an Qualität und Quantität der Verköstigung.
Bemängelt wurde ferner, dass jeden Tag neue Lagerregelungen aufgestellt würden, was die Flüchtlinge als Schikane empfänden. Dafür fehlten ihnen Möglichkeiten zum Spracherwerb. Kindern sollte aus Sicht der Flüchtlinge Unterricht ermöglicht werden, und das außerhalb der Erstaufnahmestelle. Zudem kam wiederholt der Wunsch nach Arbeitsmöglichkeiten für Asylwerber.
Innenministerium weist Asylwerber-Kritik zurück
Das Innenministerium will die Vorwürfe so nicht gelten lassen. Die Unterbringung in Traiskirchen sei menschenwürdig und die Leistungen der Dolmetscher in Ordnung. Entsprechende Kritik an den Übersetzern sei jüngst sogar von der Hilfsorganisation "Asyl in Not" relativiert worden. Überdies weist das Ministerium darauf hin, dass man Besuche der Erstaufnahmestelle in Traiskirchen während der vergangenen Monate für Medien ermöglicht habe, im Zuge der Berichterstattung sei jedoch in keinem Fall von entsprechenden Mängeln die Rede gewesen.
Weitere Demos am Dienstag und Samstag
Wie lange sie durchhalten wollen, ließen die Flüchtlinge offen. Jedenfalls wolle man bleiben, bis die eigenen Forderungen erfüllt seien. Im äußersten Fall würde man sogar in den Hungerstreik treten, erklärte eine Aktivistin. Um die Forderungen noch einmal zu unterstreichen, sind am Dienstag- und Samstagnachmittag Demonstrationen in Wien möglich.
Seitens der Stadt Wien, Eigentümerin der Parkfläche vor der Votivkirche, betonte man am Montag, dass eine Räumung oder dergleichen keinesfalls im Raum stehe. "Solange die Sache unter das Versammlungs- und Demonstrationsrecht fällt, sehen wir keinen Handlungsbedarf", sagte ein Sprecher der zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger. Über angebliche Verhandlungen zwischen Aktivisten und Stadt über eine Standortverlegung des Camps wisse er nichts.
Winterausrüstung gespendet
Derzeit befinden sich im Sigmund-Freud-Park nahe der Votivkirche und der Universität etwa zwei Dutzend Zelte, einige davon für mehrere Menschen als Unterkunft geeignet. Verköstigen und winterfest kleiden können sich die Flüchtlinge vor allem dank Spenden.
Abgeordnete und Regierung sind von den Organisatoren ausdrücklich eingeladen, mit ihnen in Dialog zu treten. Grünen-Menschenrechtssprecherin Aleva Korun forderte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner auf, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und sich die Sorgen und Vorschläge der Asylwerber anzuhören und Lösungen anzugehen.
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