Szenelokal im Visier

Stenzel sieht “Flex” als Drogen-“Anziehungspunkt”

Wien
05.12.2008 14:41
Die Bezirksvorsteherin des ersten Bezirks, Ursula Stenzel (ÖVP), sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem Musikclub "Flex" und der Drogenproblematik im Umfeld der Augartenbrücke. "Ein Szenelokal wie dieses ist eben ein Anziehungspunkt", so Stenzel. Deshalb will die Citychefin nun konkrete Maßnahmen setzen: So soll der betroffene Abschnitt am Donaukanal künftig besser überwacht und beleuchtet werden. Der Betreiber des Szenelokals, Thomas Eller, fordert für seinen bekannten Club eine Ausweitung der Sperrstunde von derzeit 4 auf 6 Uhr.

Vor allem für den Stiegenabgang von der Augartenbrücke zum Kanal wünscht sich Stenzel die Installation von Videokameras und zusätzliche Lichtquellen. Was letztere betrifft, habe sie bereits mit der zuständigen Magistratsabteilung Kontakt aufgenommen: "Da wird es demnächst einen Lokalaugenschein geben." Auch mit der Bezirksvorstehung der Leopoldstadt wolle sie in Sachen Drogenbekämpfung kooperieren.

Betriebstechnische Auflagen erfüllen
Eine Ausweitung der Sperrstunde von 4 auf 6 Uhr, wie sie Flex-Betreiber Thomas Eller inzwischen mittels Unterschriftenliste fordert, müsse man sich überlegen. Für eine Schließung des Clubs tritt Stenzel nicht ein - aber: "Es ist notwendig, dass Herr Eller endlich alle Auflagen betriebstechnischer Art erfüllt."

"Wir haben alle nötigen Genehmigungen", meinte hingegen der Lokalbetreiber. Zwar gebe es geringfügige Abweichungen, was die Baugenehmigung für den jüngsten Neubau, den Glaspavillon für das Flex-Cafe, betrifft. Die nötigen Nachreichungen würden jedoch gerade vorbereitet und fristgerecht vorliegen.

Benachbarter Advokat führt Privatfeldzug
Zudem macht Eller offenbar auch ein Anwalt, der laut dem Clubbesitzer in der Nähe wohnt, das Leben schwer. Dieser bringe seit Jahren Anzeigen bei diversen Ämtern und Behörden gegen das Flex ein - bisher ohne Erfolg, wie der Clubchef versicherte. "Er ist total motiviert, das Flex in Grund und Boden zu stampfen", gab sich Eller überzeugt. Unterstützt werde der Advokat seit kurzem auch von Stenzel, kritisierte er die Bezirksvorsteherin: "Der Treppenwitz an der Sache ist: Wir kämpfen alle gegen das gleiche Problem - nämlich die Drogendelikte."

"Ich verbiete mir eine Dämonisierung seitens des Betreibers", so Stenzel. Es müsse in einer Demokratie möglich sein, dass eine Person, "die sieht, was sich seit Jahren hier abspielt", privat agiere.

Expansionsvorhaben ins Stocken geraten
Der aktuelle Disput dürfte jedenfalls aktuelle Expansionsvorhaben von Eller erschweren. Demnach verzögert sich die Realisierung des geplanten Badeschiffs vor den Pforten des Lokals am Donaukanal. "Die Verhandlungen über das Anlegerecht sind ins Stocken geraten", klagte Eller. Ursprünglich hätte das "Flussschwimmbad" 2009 in Betrieb gehen sollen - ein Ziel, das wohl kaum mehr zu schaffen ist. "Würden Sie jemandem ein Grundstück vermieten, wenn Sie ständig hören, dass es dort eine größere Drogenszene gibt als am Karlsplatz?", so der Flex-Betreiber.

Drogenkoordinator Michael Dressel ortet - im Gegensatz zu Stenzel - keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Flex und der Suchtgiftproblematik. "Hier spielen viele Faktoren mit." Das Flex sei weniger schuld an der Situation als vielmehr betroffen davon. Die Kriminalität im Bereich Augartenbrücke sei auch in keinem Zusammenhang mit einer Ausweitung der Sperrstunde zu sehen, meinte Dressel.

2008 schon über 600 Anzeigen
Probleme mit Kriminellen streitet der Betreiber nicht ab. So habe es von Jänner bis September 2008 rund 600 Anzeigen wegen Raubüberfall, Körperverletzung oder Drogenhandel gegeben. Eller reicht den schwarzen Peter aber an die Behörden weiter: "Anstatt Dealer zu verfolgen, werden rigorose Sperrstundenkontrollen durchgeführt", kritisiert er.

Im Zusammenhang mit einer Forderung nach einer späteren Sperrstunde verweist Eller auch auf die "Kommerzdiscos" wie Nachtschicht oder Praterdome, wo erst um 6 Uhr morgens der Vorhang fällt und Sperrstunde ist. Eller gesteht auch offen ein, die Sperrstundenfrist für sein Szenelokal regelmäßig zu übertreten. Anders könne das "Flex" nicht überleben.

"Verlängerung krimineller Machenschaften"
Die Freiheitliche Polizeigewerkschaft wehrt sich weiter gegen eine Verlängerung: "Damit würde man die kriminellen Machenschaften im Umfeld des Szenelokals nur zeitlich verlängern", ätzt Werner Herbert, Vorsitzender der AUF/Exekutive Wien (Aktionsgemeinschaft Unabhängiger und Freiheitlicher).

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