Radfahren in Wien wird Jahr für Jahr beliebter. Vor allem in der Stoßzeit ist das Vorwärtskommen mit dem umweltfreundlichen Drahtesel oft die schnellste Variante, um den gewünschten Zielort zu erreichen. An größeren Kreuzungen bilden sich nicht selten Trauben von Radlern, die den Radweg kurzerhand in einen hochfrequentierten Highway verwandeln.
Einführung von Nummerntafeln für Drahtesel?
Kein Verständnis für die Rotlicht-, Gehsteig- und Zebrastreifen-Radler zeigt in diesem Zusammenhang Wiens Vizebürgermeisterin. "Ich finde es unglaublich, wie manche Fahrradlenker rücksichts- und bedenkenlos Fußgeher, aber auch langsamere Radler in Gefahr bringen. Das muss einfach abgestellt werden", wettert Vassilakou gegen Rad-Rowdys.
Für den nun angekündigten Knigge für Pedalritter sollen deshalb bekannte Konfliktpunkte mit Hilfe der Polizei überwacht werden. Auch die bisher strikt abgelehnte Einführung von Nummerntafeln will man prüfen, um die Verfolgung fahrerflüchtiger Rowdys zu ermöglichen. "Das könnte aber auch kontraproduktiv sein. Schließlich wollen wir den Anteil des Radverkehrs rasch verdoppeln und nicht verringern", so Vassilakou.
Wissenslücken bei gängigen Verkehrsregeln
Im Kampf gegen die Rad-Rowdys müssen künftig aber wohl auch Wissenslücken bei den gängigen Verkehrsregeln geschlossen werden, wie eine aktuelle ÖAMTC-Erhebung ergab. Bei optimalen Wetterbedingungen wurden insgesamt 3.063 Radfahrer an vier neuralgischen Verkehrsknotenpunkten registriert und "gecheckt". Das Gesamtergebnis fiel einigermaßen ernüchternd aus: 259 Radler (8,5 Prozent) ignorierten das Rot der Ampeln, 2.184 (71 Prozent) waren ohne Helm, 246 (acht Prozent) mit Musikbeschallung in den Ohren, also "zugestöpselt", unterwegs und 347 (11,3 Prozent) benützten statt des vorhandenen Radwegs die Straße.
Weiterhin Aufklärungsbedarf
Dementsprechend unterkühlt fiel die Bewertung der ÖAMTC-Tester aus: "Es besteht weiterhin Aufklärungsbedarf. Die innerstädtische Durchschnittsgeschwindigkeit liegt immerhin bei 18 km/h. Das Risiko, sich bei einem Sturz eine schwere Kopfverletzung zuzuziehen, ist schon bei geringerem Tempo relativ hoch", sagte Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. Dass die Warnungen offenbar zurecht erfolgen, zeigt die Unfallstatistik: Von Jänner bis März 2011 waren bundesweit 452 Radler in Unfälle verwickelt, 2010 waren es 377. Und bis Ende Mai 2011 sind bereits 14 Radfahrer getötet worden, fünf mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres.
Männer missachten häufiger Regeln
Erhoben wurde am 25. und 26. Mai jeweils in der Zeit von 8 bis 9.30 Uhr und von 10.30 bis 12 Uhr. 1.782 Radler waren Männer, 1.281 Frauen. Interessantes Detail dabei: Es zeigte sich, dass Männer wesentlich häufiger die Regeln missachten als Frauen. So waren etwa von den 259 Radfahrern, die bei Rot über die Kreuzung strampelten, 190 männlich.
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