Wenn die aktuelle Niedrigzinsphase noch länger andauert, dann schließen deutsche Sparkassen Strafzinsen auch für normale Sparer nicht mehr aus. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, sagte am Mittwoch auf dem 25. Deutschen Sparkassentag, die Geldinstitute würden "alles tun, um die privaten Sparer vor Negativzinsen zu schützen - in Teilen auch zulasten der eigenen Ertragslage".
Der Sparkassen-Präsident appellierte gleichzeitig an die deutsche Politik, mehr für die Vermögensbildung von Geringverdienern zu tun. "Mehr als 60 Prozent unserer Privatkunden haben monatlich eigentlich nichts mehr übrig, um Rücklagen zu bilden", warnte Fahrenschon. Wer wirklich Wohlstand für alle wolle, müsse den Betroffenen helfen, für das Alter vorzusorgen.
Fahrenschon appellierte an den Staat, dafür einen Teil des Geldes, das er wegen der aktuell niedrigen Zinsen auf Kredite spare, an die Schwächeren in der Gesellschaft weiterzugeben - etwa durch eine Novellierung des Vermögensbildungsgesetzes, mit dem der Staat die Vermögensbildung von Arbeitnehmern fördert. Seit 1998 seien die dort verankerten Einkommensgrenzen und Förderhöhen nicht mehr angepasst worden. Deshalb seien viel zu viele aus der Förderung gefallen.
Kritik an Geldpolitik der EZB
Die Kritik an der EZB-Niedrigzinspolitik ist vor allem in Deutschland groß. Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute hatten die Notenbank vergangene Woche in Schutz genommen. Sie gehe mit ihrer expansiven Geldpolitik gegen niedrige Inflationsraten und eine Unterauslastung der Wirtschaft im Euroraum vor und handle daher angemessen. Die EZB-Maßnahmen könnten nicht für jedes Land einzeln passen.
Sechs Notenbanken haben bereits Negativzinsen eingeführt, darunter die EZB und die Zentralbank Japans.
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