Eis taut früher

Arktis: Wärmere Sommer führen zu mehr Schadstoffen

Wissenschaft
23.07.2011 09:15
Je wärmer der Sommer, desto höher ist die Schwermetall-Belastung bei Fischen in den Seen der Arktis. Die bisherigen Messungen über 14 Jahre von österreichischen und kanadischen Forschern im Rahmen des Projekts "High-Arctic" konnten hier einen "eindeutigen Zusammenhang" zeigen, wie Günter Köck von der Universität Innsbruck und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften meinte. Am Montag startet das Team seine 15. Arktisexpedition.

Als ein zuverlässiger Anzeiger für die zunehmende Schadstoffbelastung, insbesondere Quecksilber und Cadmium, gelten dabei die Seesaiblinge. Deren Stoffwechselrate erhöht sich mit den immer wärmer werdenden Seen. Über die Nahrungskette gelangen die Schwermetalle in die Körper der Menschen und können dort zu Schäden führen.

Für Köck und sein Team noch ein wenig unklar ist, warum in den vergangenen fünf Jahren "ein sprunghafter Anstieg der Schwermetall-Konzentrationen zu beobachten ist". Das könne mit der verkürzten Zeit der Eisbedeckung zu tun haben, so seine Vermutung.

Seen in der Arktis tauen früher
Die Seen in der Arktis tauen in jüngerer Zeit erheblich früher auf. In diesem Jahr sind zum jetzigen Zeitpunkt die Seen bereits komplett aufgetaut, "was in den vergangenen 15 Jahren noch nie vorgekommen ist", so Köck. Durch das frühere Schmelzen "sind die Fische früher den einsickernden Metallkonzentrationen ausgesetzt". 

Denn die Schwermetalle gelangen beim Auftauen "aufgrund der Schmelzeigenschaften des Eises in einem Schwall in die Seen". Tauen die Seen früher auf, beginnen die Fische, die unter Eis nichts fressen, früher Nahrung aufzunehmen. Die längere Periode der Aufnahme der Nahrungsmittel bedingt auch eine höhere Schadstoffbelastung über das Jahr. Diesen Zusammenhang wollen die Forscher auch in den nächsten Jahren näher untersuchen.

Forscher untersuchen Auswirkungen
Bis Mitte August werden zwei Teams in zehn Seen in der Umgebung von Resolute Bay und in dem auf Ellesmere Island gelegenen zehntgrößten arktischen See der Welt, dem Lake Hazen, im äußersten Norden Kanadas Seesaiblinge, Wasser, Sedimente und Plankton untersuchen.

Durch seine geomorphologische Gestalt und seine Tiefe hat der 70 Kilometer lange und zwölf Kilometer breite Lake Hazen eine hohe Sedimentationsrate. In den vergangenen vier Jahren gelang es den Arktis-Forschern, den tiefsten Punkt des Sees - bei 267 Metern - zu ermitteln und Bohrungen durchzuführen. So konnten sie auch die erste Tiefenkarte für den See erstellen.

Bleikonzentration durch Klimawandel gestiegen
Andere Untersuchungen von Arktis-Seen zeigten laut Köck, dass man ablesen kann, wie Schadstoffe, etwa Blei und Quecksilber, aus den südlichen industriellen Gebieten in die Arktis hinaufgetragen werden und dort ihren Niederschlag finden. "Man sieht auch sehr schön, dass in den letzten 30 Jahren, vermutlich durch den Klimawandel, die Bleikonzentrationen im Lake Hazen-Sediment stetig ansteigen."

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