Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat ihre Hilfe im Kampf gegen das Zika-Virus in Süd- und Mittelamerika angeboten. Im Nuklearforschungszentrum in Seibersdorf (Niederösterreich) wurde eine Methode zur Sterilisierung von männlichen Moskitos durch Bestrahlung entwickelt. Die Technologie ist bereits aus mehreren Ländern angefragt worden, die Gespräche mit Brasilien laufen laut der IAEA.
Das Zika-Virus wird durch infizierte Weibchen übertragen, nur diese stechen. Bei der Sterile Insect Technique (SIT) werden allerdings die Männchen unfruchtbar gemacht, erläuterte IAEA-Experte Aldo Malavasi bei der Pressekonferenz am Dienstag. Die durch ionisierende Strahlung in einem Labor sterilisierten Insekten werden dann in einem begrenzten Gebiet in die Wildnis entlassen. Durch die unfruchtbaren Spermien legen die Weibchen Eier, die sich nicht entwickeln. Es handle sich um eine "elegante, absolut sichere Technik", vergleichbar mit Röntgenstrahlen, sagte Malavasi.
Dezimierung kann Monate bis eineinhalb Jahre dauern
"Wir müssen eine Menge produzieren, sie in die Freiheit entlassen und den Erfolg des Projekts überwachen", hob der Experte die Schwierigkeiten hervor. Wichtig sei die Kombination mit traditionellen Methoden wie der Trockenlegung von Brutgebieten. Davon hänge auch die Schnelligkeit des Erfolgs ab. Die Dezimierung einer bestimmten Insektenart in einer Region kann laut Malavasi ein paar Monate bis zu eineinhalb Jahre dauern.
Es handle sich um eine "Verhütungsmethode für Insekten", sagte sein IAEA-Kollege Jorge Hendrichs. Die Technik sei "nachhaltig und umweltfreundlich", es würden keine Tiere getötet. "Die Strahlenmethode ist rein physikalisch", es gebe dadurch keine genetischen Veränderungen in der Natur und das Programm könne auf Wunsch sofort gestoppt und rückgängig gemacht werden.
Pilotversuche in Italien und China erfolgreich
Die Methode kann laut Konstantinos Bourtzis, Molekularbiologe in Seibersdorf, sofort eingesetzt werden, allerdings nicht in ganzen Ländern, sondern in Städten oder Gemeinden von begrenzter Größe. Bei Pilotversuchen in Italien und China wurden 80- bis fast 100-prozentige Reduzierungen von Insektenarten innerhalb einer Saison erzielt. Die Technologie wurde bereits in mehrere asiatische Länder und nach Mittel- und Nordamerika exportiert.
In Los Angeles werden seit 1994 erfolgreich 300 Millionen sterile Fruchtliegen pro Woche ausgesetzt. Mexiko ist durch das SIT-Programm seit 47 Jahren frei von Fruchtfliegen, betonte Hendrichs. "In den vergangenen Jahren wurden viele Fortschritte gemacht. Die Technologie ist verfügbar und funktioniert." Das SIT-Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Welternährungsorganisation durchgeführt.
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