Eine Depression ist eine schwerwiegende Stimmungserkrankung, die viele Aspekte des Lebens beeinträchtigt. Landläufig herrscht die Ansicht, dass sich Depressionen auch negativ auf Denkleistungen auswirken - zum Beispiel auf die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, wie die Universität Basel am Montag mitteilte.
Dem widerspricht die Studie eines internationalen Forscherteams um Bettina von Helversen vom Institut für Psychologie der Uni Basel. In der im "Journal of Abnormal Psychology" erschienenen Arbeit schnitten Depressive bei einer Entscheidungsaufgabe besser ab als Gesunde und als Depressive, die sich auf dem Weg der Besserung befanden.
Die 54 Probanden spielten ein Computerspiel, bei dem sie einen Parkplatz, eine Wohnung oder einen Arbeitsplatz vergeben mussten. Das Ziel war, aus einer Reihe von Bewerbern den besten auszuwählen. Nach jeder Präsentation eines Anwärters konnten sich die Teilnehmer entscheiden, ob sie ihn einstellen oder ablehnen und weitersuchen wollten.
Es zeigte sich, dass die depressiven Teilnehmer der Studie bessere Entscheidungen trafen. Während sich nicht depressive Probanden nur wenige Bewerber ansahen, bevor sie einen von ihnen akzeptierten, gaben sich Depressive nicht so schnell zufrieden. Sie suchten länger und wählten im Mittel die besseren Anwärter aus.
Seit Jahrzehnten diskutiert
Die Frage, ob eine Depression zu schlechteren Leistungen bei Denkaufgaben führt, wird laut der Universität Basel in der Psychologie seit Jahrzehnten diskutiert. Einerseits gibt es Befunde, die dafür sprechen, dass sich mit der Krankheit Leistungen des Gedächtnisses verschlechtern.
Anderseits vertreten einige Forscher, vor allem aus den USA, die Meinung, dass Depression als eine Anpassung an die Lösung von komplexen Problemen verstanden werden kann. Demnach fördert eine depressive Verstimmung die analytische und beharrliche Herangehensweise an komplexe Probleme.
Die nun erschienene Studie bringe erstmals anhand von Daten klinisch depressiver Patienten einen Nachweis dieser Theorie, hieß es in einer Mitteilung. Die Forscher hoffen, mit ihren Untersuchungen dazu beizutragen, die evolutionären Wurzeln der Depression besser zu verstehen.
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