Mars-Offensive

Europa und Russland starten “ExoMars”-Projekt

Wissenschaft
07.03.2016 11:15

Trotz politisch schwieriger Zeiten wollen Europas und Russlands Raumfahrtbehörden - ESA und Roskosmos - erstmals gemeinsam nach Leben auf dem Mars suchen. Am 14. März sollen der "ExoMars Orbiter" und das Landemodul "Schiaparelli" an Bord einer russischen "Proton"-Rakete vom Raumfahrtbahnhof Baikonur in Kasachstan abheben. Auch österreichische Firmen haben zu dem Projekt beigetragen.

Das Milliarden teure Projekt "ExoMars" soll in zwei Etappen Spuren von aktuellem oder vergangenem Leben auf dem Roten Planeten suchen. "Wenn es jemals eine Mission gegeben hat, die eine echte Chance hatte, Hinweise auf Leben auf dem Mars zu finden, dann ist das 'ExoMars'", sagt Jorge Vago von der ESA. Der 53-jährige Wissenschafter aus Argentinien treibt das als ambitioniert geltende Projekt, an dem sich Roskosmos maßgeblich beteiligt, seit den ersten Überlegungen der ESA anno 2002 mit voran.

Das gemeinsame Vorhaben kommt in einer politisch brisanten Zeit. Die Ukraine-Krise und Russlands Intervention im Syrien-Konflikt stellen die Beziehungen zwischen Moskau und dem Westen auf die größte Belastungsprobe seit dem Ende des Kalten Krieges.

Illustration: Der "Trace Gas Orbiter" im Orbit um den Mars (Bild: ESA/ATG medialab)
Illustration: Der "Trace Gas Orbiter" im Orbit um den Mars

Russland stieg erst 2013 ins Projekt ein
"Gerade in Zeiten irdischer Krisen ist die Raumfahrt als Brückenbauer aktiv", hatte ESA-Direktor Jan Wörner kürzlich gesagt. Roskosmos-Vize Sergej Saweljew lobt ExoMars als einzigartiges Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen Ost und West in der Weltraumforschung. Russland war erst 2013 in das Projekt eingestiegen, nachdem die US-Behörde NASA 2011 wegen Finanzproblemen einen Rückzieher gemacht hatte. Dennoch steuert die NASA einzelne Instrumente bei. Zwar steht inzwischen auch Roskosmos wegen der schweren Wirtschaftskrise in Russland finanziell unter Druck, doch bleibt die Marsforschung zunächst vom Rotstift verschont.

Vollgepackt mit Hightech soll die erste von zwei Proton-M-Raketen nun zum Nachbarplaneten starten. Nach dem siebenmonatigen Flug soll die Sonde "TGO" (Trace Gas Orbiter) bis mindestens 2022 als Wissenschaftssatellit um den Mars kreisen und unter anderem die Atmosphäre auf Spuren von Methan untersuchen, das der ESA-Satellit "Mars Express" 2004 entdeckt hatte. "Ich erwarte, dass wir Methan nachweisen und besser verstehen, wie es entsteht", erklärt Vago.

Testmodul soll Rover-Landung vorbereiten
Das Testmodul "Schiaparelli", benannt nach dem italienischen Astronom Giovanni Schiaparelli (1835-1910), soll nach der Abkopplung vom "TGO" - planmäßig am 19. Oktober 2016 - am Fallschirm zur Marsoberfläche hinabsegeln. "Es ist das erste Mal, dass wir auf dem Mars landen", sagt Vago. 2003 hätte die Mars-Sonde "Beagle 2" auf dem Mars landen sollen, gab aber nach der Trennung von der Muttersonde "Mars Express" kein Lebenszeichen mehr von sich. Jahre später wurde die tote Sonde auf der Marsoberfläche wiederentdeckt.

"Schiaparelli" soll nun wertvolle Erfahrungswerte sammeln für die zweite Etappe von "ExoMars": ein technikbeladenes Landemodul mit einem Rover. Dessen Start vom Kosmodrom Baikonur ist für 2018 geplant.

Technik aus Österreich mit an Bord
Sowohl für den "Trace Gas Orbiter" als auch die Landeeinheit haben österreichische Unternehmen Beiträge geliefert. Das Wiener Weltraumunternehmen RUAG Space Österreich hat die Thermalisolierung für die Satellitenplattform und weiteres elektronisches Equipment geliefert, Siemens Österreich Testgeräte zur Überwachung der Satellitensignale.

Frühere Marsmissionen fanden bereits Hinweise auf Wasser. Mehr als 40 Raumschiffe sind in rund 50 Jahren Forschung zum Roten Planeten geflogen. Zwar scheiterten viele Projekte, aber die USA konnten mehrere Rover landen. Wozu braucht es also eine neue Marsmission?

Rover kann bis zu zwei Meter tief bohren
Der für 2018 geplante Rover sei das Herzstück des Großprojekts, erklärt Vago. "Wir müssen nicht nur auf der Oberfläche nach Leben suchen, sondern dafür sehr tief gehen" - sozusagen in die dritte Dimension. Der Rover kann bis zu zwei Meter tief bohren. "Vielleicht haben wir total Glück und finden so tolle organische Proben, dass wir beweisen können, dass es Leben gab", meint Vago. "Aber das halte ich für nicht sehr wahrscheinlich."

Der US-Rover "Curiosity", der seit 2012 im Einsatz ist, kommt gerade mal wenige Zentimeter tief. Mit dem Rover wird erstmals auch Technologie aus Österreich am Mars landen: RUAG Space Österreich liefert einen ausklappbaren Kameramast für das Fahrzeug. Damit Rover und Sonde wie erhofft ihre Arbeit aufnehmen können, muss zunächst in Baikonur alles glattgehen. Auf dem Spiel steht viel: Mehr als 1,3 Milliarden Euro hat allein die ESA in "ExoMars" investiert. Experten vermuten eine weitere Milliarde von Roskosmos.

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