"Krone"-Serie

Für immer jung mit Stammzellen – ist das möglich?

Wissenschaft
28.03.2016 14:02

Der moderne Mensch hat kein wichtigeres Ziel, als gesund zu sterben. Können uns Stammzellen dabei helfen, für immer jung zu bleiben?

Wie alt ich bin, das lässt sich leicht beantworten. Einzelne Gewebe eines Erwachsenen sind aber jünger als andere, denn sie erneuern sich dauernd. Vor allem im Blut, aber auch in Knochen entstehen ständig frische Gewebezellen aus Stammzellen, auch in Erwachsenen. In einem unterschiedlichen Ausmaß passiert dies bis ins hohe Alter. Wenn nun Stammzellen imstande wären, unbegrenzt neue Zellen zu bilden - ein solches Individuum würde nie altern! Was aber, wenn auch Stammzellen selbst altern?

Unterstützt von der Europäischen Union und der Österreichischen Forschungsgesellschaft (FFG), untersucht der Alternsforscher Günter Lepperdinger mit seinem Team an der Universität Salzburg diese Fragen.

"Uns interessiert, wann Stammzellen Jugendlichkeit einbüßen"
Stammzellen unterscheiden sich von gewöhnlichen Körperzellen. Wenn aktiviert, teilen sie sich sehr schnell. Fertig entwickelte Körperzellen, wie zum Beispiel Nervenzellen, tun dies im Normalfall nicht. "Uns interessiert, wann Stammzellen ihre Jugendlichkeit einbüßen. Da sie sich leicht teilen, stellen sie nämlich auch eine potenzielle Gefahr dar, weil sich aus ihnen auch Krebszellen bilden können, die sich in alten Geweben auch sehr viel leichter ausbreiten können. Das Krebsrisiko steigt deshalb mit zunehmendem Gewebealter."

Alternsforscher Prof. Lepperdinger widmet sich der Stammzellen-Forschung. (Bild: Simon P. Haigermoser)
Alternsforscher Prof. Lepperdinger widmet sich der Stammzellen-Forschung.

Nach Verletzungen oder anderen Beanspruchungen braucht der Körper neue Zellen, damit er lebenslang funktionstüchtig bleibt. Deshalb reagieren Stammzellen normalerweise schnell auf Einflüsse von außen, speziell natürlich auf Signale im Blut. Wie für Krebszellen, ist auch für Stammzellen die direkte Umgebung, die sogenannte "Stammzellnische" entscheidend. "Die Stammzellnische ist vergleichbar mit einer Radarkuppel: Sie schützt die Stammzelle, und garantiert gleichzeitig den Empfang entscheidender Signale aus der Umgebung", betont Günter Lepperdinger.

Biochips sollen Alterung messen
Und zusammen mit ihrer Nische altern auch die Stammzellen! Eine Verlangsamung der Nischenalterung unterstützt daher gesundes Altern. Damit werden nicht nur Krebsentstehung, sondern auch andere altersbedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Osteoporose hinausgezögert. Unterstützt vom Trans4Tec Programm des Landes Salzburg, entwickelt das Team um Günter Lepperdinger nun Biochips, mit denen die Stammzellalterung im Blut gemessen werden kann.

Zur Person: 
Günter Lepperdinger aus Salzburg ist Alternsforscher und Stammzellbiologe. Neben der experimentellen biomedizinischen Forschung an Stammzellen aus dem Knochenmark leitet er das interdisziplinäre Geronto-Netzwerk der Universität Salzburg, das als vorrangiges Ziel innovative Maßnahmen und Konzepte für gesundes Altern entwickelt. Günter Lepperdinger ist auch ein leitendes Mitglied des Netzwerkes der österreichischen Wissenschaftler in Nordamerika, ASCINA. Er wurde letztes Jahr vom Institut für Biomedizinische Alternsforschung an der Universität Innsbruck als Universitätsprofessor für "Zellbiologie und Genetik" an die Universität Salzburg berufen.

In der Serie "Krone der Wissenschaft" stellen wir Projekte von Spitzenforschern und -forscherinnen in Österreich vor. Ausgewählt werden sie von Prof. Dr. Georg Wick, dem Leiter des Labors für Autoimmunität an der Medizinischen Universität Innsbruck.

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