Die meisten, wenn nicht alle großen Galaxien beherbergen in ihrem Zentrum ein sogenanntes supermassereiches Schwarzes Loch. So auch unsere Milchstraße: In ihrem Zentrum haust ein solches, das eine Masse von mehr als vier Millionen Sonnen hat. Es ist das einzige supermassereiche Schwarze Loch, das nahe genug ist, um es von der Erde aus detailliert zu beobachten. Es entlässt zwar selbst keine Strahlung, doch Materie, die hineinfällt, heizt sich dabei so stark auf, dass sie im Röntgenlicht leuchtet. Dieser Prozess ist in anderen Galaxien schon häufig beobachtet worden, das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße ist jedoch seit Jahren besonders ruhig.
Die Astronomen beobachten das schlafende Monster seit fast 20 Jahren systematisch. Mit dem Very Large Telescope des Paranal-Observatoriums der Europäischen Südsternwarte ESO in der Atacamawüste im Norden Chiles haben die Wissenschaftler nun eine Gaswolke (Bild 2) entdeckt, die auf das Schwarze Loch zurast. Sie enthält drei Mal so viel Masse wie unsere Erde und wird sich 2013 bis auf 40 Milliarden Kilometer dem Schwarzen Loch nähern - astronomisch gesehen ein Katzensprung. "Sie wird die Begegnung mit dem Schwarzen Loch nicht überstehen", erläuterte Gillessen in einer ESO-Mitteilung. Erstmals werden die Forscher damit genau beobachten können, wie ein supermassereiches Schwarzes Loch sich Materie einverleibt.
Gaswolke wird zerrissen und verschluckt
Die Wolke werde komplett zerrissen werden und zum großen Teil vom Schwarzen Loch aufgesogen. "Bei dieser Wolke können wir genau verfolgen, wie dieser Prozess tatsächlich abläuft." Erstmals kennen die Astronomen dabei die Masse der hineinstürzenden Materie. Und sie wissen noch mehr: Die Geschwindigkeit der Wolke, die hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium besteht, hat sich in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt, schreiben die Forscher im britischen Fachblatt "Nature".
Zurzeit ist das Gas bereits etwa 280 Grad Celsius warm. Es wird sich auf seinem Weg ins Schwarze Loch auf mehrere Millionen Grad aufheizen und hell im Röntgenlicht aufleuchten, wie Gillessen schildert. "Detaillierte Beobachtungen der Strahlung aus dem galaktischen Zentrum geben uns in den nächsten Jahren die einmalige Gelegenheit, die Eigenschaften dieses Akkretionsflusses genau zu untersuchen und in Echtzeit zu verfolgen, wie das Schwarze Loch Materie schluckt."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.