Schweizer Studie

Gletscherschmelze dreht Europa den Wasserhahn zu

Wissenschaft
12.07.2011 15:11
Wie eine Studie des Schweizer Forschers Matthias Huss an der Universität Freiburg zeigt, wird das Schmelzen der Alpengletscher Konsequenzen für die Wasserversorgung in ganz Europa haben. Der Grund: Im Sommer stammt ein beträchtlicher Teil des Wassers der großen Flüsse aus der sogenannten Gletschermilch.

Huss, der am Departement für Geowissenschaften forscht, bestimmte für seine Untersuchung den Beitrag der Alpengletscher zum Abfluss der vier großen Flüsse Zentraleuropas: Rhein, Rhone, Donau und Po. Dabei stellte er fest, dass die Gletscher weit über den Alpenraum hinaus für genügend Wasser sorgen, wie die Universität am Montag mitteilte.

Für seine im Fachblatt "Water Resources Research" publizierte Studie stützte sich Huss auf die Daten von 50 Gletschern aus der Schweiz. Er verglich die Daten mit Abflussmessungen entlang der vier Ströme von deren Quelle bis zur Mündung ins Meer und konnte so berechnen, welcher Anteil des Abflusses in den Sommermonaten vom Gletscher stammt.

Wichtige Gletschermilch
So zeigte sich zum Beispiel, dass mehr als ein Viertel des Rhone-Wassers, das im August ins Mittelmeer fließt, Schmelzwasser von Gletschern ist. Beim Po in Italien beläuft sich der Anteil auf etwa 20 Prozent, beim Rhein in Holland auf etwa sieben Prozent und bei der Donau in Rumänien immerhin noch auf 2,8 Prozent.

Die unterschiedlichen Zahlen hängen damit zusammen, wie groß die Gletscher gemessen am übrigen Einzugsgebiet eines Stroms sind. So bedecken die Alpengletscher beim Rhein weniger als zwei Promille des Einzugsgebiets. Bei der riesigen und langen Donau sind es gar nur 0,6 Promille des Einzugsgebiets.

Wären also die Gletscher nicht, würde der Abfluss von Rhein, Rhone, Donau und Po deutlich geringer ausfallen. Besonders ausgeprägt wäre dieser Effekt bei Hitzewellen, wie zum Beispiel im Sommer 2003. In der Rhone zum Beispiel steuerten die Gletscher im August 2003 über 40 Prozent zum Abfluss ins Mittelmeer bei.

Flussfahrt scheint gefährdet
Huss schätzte auch ab, wie sich der Gletscherbeitrag bis ins Jahr 2100 verändern wird. Er kommt zum Schluss, dass die Ferner noch bis etwa Mitte dieses Jahrhunderts Wassermengen beitragen können, die ins Gewicht fallen. Doch in 90 Jahren werden die Gletscher auf rund zehn Prozent ihrer heutigen Größe geschrumpft sein.

Dann wird in Europas Strömen nur noch wenig Gletschermilch zu finden sein. Die Folge: ein Abflussrückgang, der zum Beispiel zu Einschränkungen beim Schiffsverkehr und der Trinkwasserversorgung oder zu Einbußen für Flusskraftwerke führen kann. Huss hofft, dass seine Studie dabei hilft, sich auf solche Veränderungen vorzubereiten.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spielechevron_right
Vorteilsweltchevron_right