Schon seit den 1950ern wird der Effekt von Bluttransfusionen zwischen jungen und alten Mäusen wissenschaftlich erforscht, wie "New Scientist" berichtet. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass das Blut junger Mäuse Leber, Herz und Stammzellen alter Tiere verjüngen kann, zudem heilten damit verletzte Muskeln alter Mäuse schneller. Doch auch das Gegenteil konnte nachgewiesen werden: Wird jungen Mäusen das Blut alter Tiere gespritzt, altern sie schneller und benötigen mehr Zeit zur Heilung.
Junges Blut hilft dem Gehirn
2012 stellten Forscher der Harvard-Universität fest, dass ein Protein im Blutplasma namens GDF11 mit dem Alter im Blut von Mäusen immer weiter abnimmt. Spritzten die Forscher alten Mäusen mit vergrößerten Herzen 30 Tage lang GDF11, schrumpften die Herzen auf ein gesundes Maß. 2013 stellten die Wissenschaftler fest, dass tägliche Injektionen von GDF11 auch die Anzahl an Blutgefäßen und Stammzellen im Gehirn erhöht - beide Faktoren sind bekannt dafür, die Gehirnfunktion zu verbessern. In unabhängigen Tests der Universität Stanford wurde derselbe Effekt festgestellt.
Warum die Konzentration von GDF11 im Alter bei Menschen wie bei Mäusen abnimmt, ist bisher unklar. Fest steht, dass das Protein bei vielen Mechanismen beteiligt ist, die das Wachstum im Körper kontrollieren - darunter jenes der Zellen im Gehirn. Damit ist auch das Langzeitgedächtnis betroffen, und hier setzt der Versuch an, der ab Oktober durchgeführt werden soll.
Blutplasma für Alzheimer-Patienten
Dass die Studie schon so bald startet, ist der langjährigen Erfahrung mit der Sicherheit von Bluttransfusionen zu verdanken - die Genehmigungen waren schnell erteilt, so Stanford-Wissenschaftler Tony Wyss-Coray gegenüber "New Scientiest", der die Untersuchungen leiten wird. Menschen unter 30 werden hierfür Blutplasma spenden, das Freiwilligen mit milden bis moderaten Alzheimer-Erkrankungen injiziert wird.
Die Forscher hoffen in Anlehnung an die Tierversuche auf eine Verbesserung bei der Gedächtnisleistung der Alzheimer-Patienten, doch Wyss-Coray weist darauf hin, dass noch nichts sicher sei. Man werde die Leistungen der Versuchsteilnehmer direkt nach den Transfusionen, Tage und auch Monate später beobachten und die Familien und Pfleger nach Veränderungen befragen.
Auch wenn die Effekte nur kurzfristig seien und GDF11 nur ein Alterungsfaktor von vielen, sei die Erforschung wichtig, so Wyss-Coray. Eines Tages könnte daraus schließlich ein Medikament entwickelt werden - zum Beispiel um jenes Organ zu stimulieren, das die Produktion von GDF11 anregt.
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