Gefunden haben Forscher um Kevin Luhman von der Penn State University das Doppelstern-System bei der Durchforstung von Daten, die der Infrarot-Satellit WISE zur Erde gefunkt hat. Seit der Entdeckung von Proxima Centauri anno 1917 ist kein Stern mehr so nahe unserem Sonnensystem aufgespürt worden, so die Astronomen.
Bei den Himmelskörpern des nun entdeckten Binärsystems handelt es sich um zwei sogenannte Braune Zwerge, die mit einer Masse zwischen 13 und 75 Jupitermassen eine Sonderstellung zwischen Planeten und Sternen einnehmen. Wegen ihrer geringen Masse sind sie nicht in der Lage, einen Fusionsprozeß wie große Sterne (z.B. unsere Sonne) über Milliarden Jahre hinweg aufrechtzuerhalten. Lediglich Fusionsprozesse, die bei geringerer Temperatur funktionieren, laufen in diesen Objekten ab, weshalb Braune Zwerge auch sehr lichtschwach sind.
Bislang nur als einzelner Punkt erkennbar
Auf den bisher existierenden Aufnahmen war WISE J104915.57-531906 nur als einzelner Punkt zu erkennen. Auf deutlich schärferen Bildern (kleines Bild), die mithilfe des Gemini-South-Observatoriums in Chile aufgenommen wurden, fanden die Forscher aber schließlich heraus, dass WISE J104915.57-531906 kein einzelnes Objekt ist, sondern aus zwei Braunen Zwergen besteht, die sich gegenseitig umkreisen.
Aufgrund der (aus astronomischer Sicht) geringen Entfernung zur Erde könnte sich das Doppelstern-System auch als Ziel zukünftiger bemannter Missionen zu einem fernen Sternensystem eignen, so die Forscher. Weitere Beobachtungen von WISE J104915.57-531906 sollen zeigen, ob die beiden Braunen Zwerge möglicherweise auch von Planeten umgeben sind.
WISE umkreist seit Ende 2009 die Erde
Das Observatorium WISE ist Mitte Dezember 2009 zur Suche nach unbekannten Kometen, Sternen und Galaxien gestartet worden. Es umkreist die Erde über die Pole hinweg und sucht im Zeitraum von neun Monaten den gesamten Himmel eineinhalbmal ab.
Die Astronomen hoffen, mit WISE bisher verborgen gebliebene kosmische Objekte zu entdecken, darunter die kältesten Sterne und die leuchtstärksten Galaxien, aber auch bislang unbekannte erdnahe Asteroiden, die unserem Planeten möglicherweise gefährlich werden könnten.
Bild 2 zeigt eine künstlerische Illustration des binären Systems WISE J104915.57-531.906 mit der Sonne (links oben) im Hintergrund.
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