Freitagfrüh. Es ist kurz nach 6 Uhr. Ich genieße die Natur, lausche den ersten Vogelstimmen und beobachte das frühmorgendliche Treiben der Rehböcke, als ich plötzlich einen vermeintlichen Wolf erblicke. Leise ziehe ich das iPhone aus der Tasche und aktiviere die Kamera. "Ist es ein Wolf oder doch ein Fuchs?", frage ich mich, während ich den Auslöser drücke. 20 Minuten lang beobachtete ich das Wildtier vor mir auf einer Wiese im Gailtal. Und so plötzlich wie es aufgetaucht ist, verschwindet es wieder.
"Gratuliere! Ein wunderschöner Goldschakal"
Per WhatsApp sind die Bilder rasch an die Wildbiologen Bernhard Gutleb und Paolo Molinari verschickt. Auf Antwort muss ich nicht lange warten. "Gratuliere! Ein wunderschöner Goldschakal", schreibt Molinari zurück. Im italienischen Kanaltal sind dem Experten in den vergangenen 15 Jahren nur vier Nachweise geglückt.
In Kärnten sind die Fotos laut Landeszoologe Bernhard Gutleb der erste bekannte Bildnachweis überhaupt: "Der erste dokumentierte Hinweis auf Goldschakale bei uns datiert aus dem Jahr 1988, als ein Tier auf dem Packsattel erlegt und präpariert wurde. Sonst gibt es nur ein paar unbestätigte Sichtungen."
Die Wahrscheinlichkeit, einem Bären, Luchs oder Wolf zu begegnen, sei laut Gutleb viel größer: "Der Schakal kommt bei uns daher weder im Jagd- noch im Naturschutzgesetz vor." Gutleb will über die Sichtung einen Bericht in der "Carinthia", der jährlichen wissenschaftlichen Publikationsreihe des naturwissenschaftlichen Vereins, veröffentlichen. Für mich war's eine faszinierende Begegnung.
Der Goldschakal
Der Goldschakal (Canis aureus) ist eine eng mit dem Wolf verwandte Art der Hunde, der in Afrika sowie in den tropischen und subtropischen Regionen Asiens vorkommt. Kleinere Populationen gibt es auch in Südosteuropa. Der Goldschakal ist zwischen 80 und 95 Zentimeter lang, wiegt zwischen acht und zehn Kilogramm und ist ein typischer Sprinter, der große Entfernungen mühelos überwinden kann. Goldschakale leben gesellig, entweder paarweise oder in kleinen Familienrudeln, und sind dabei ortsansässig. Zur Nahrung zählen Insekten, Nagetiere und Vögel. Der größte Feind des Goldschakals ist der Wolf, weshalb man annimmt, dass es früher auf europäischem Boden überhaupt keine Schakale gab.
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