Bleibt anders

Honda Civic: Was ihn zum Rollenspieler macht

Motor
08.06.2017 08:51

Von rechts nach links. Nicht von vorne nach hinten. So einfach ist das. Hier gibt’s keinen Querbalken im Kofferraum, der einen bei umgelegter Rückbank nur nervt, im neuen Civic wird das Heckrollo von einer Seite zur anderen gezogen. Honda hat kurzerhand die Hutablage neu erfunden...

(Bild: kmm)

Bei anderen Herstellern würde man so etwas als "simply clever" verkaufen. Honda hingegen lässt dieses geniale Detail fast unerwähnt, der Civic muss auch in der zehnten Auflage statt mit dem Rollo lieber seine Rolle spielen: den Exzentriker in der Kompaktklasse.

Dabei ist er ein kreuzbraves Auto. Die Dämmung ist so gelungen, dass kaum Windgeräusche oder der Klang des Dreizylinders in die Kabine dringen. Richtig, die Basis beim Civic (ab 20.990 Euro) kommt nun mit drei "Häferln". Sonst gibt’s bislang nur den 1,5-Liter mit 182 PS. Und bald den Type R (320 PS), Diesel-Motoren wurden noch nicht offiziell angekündigt.

Aus 988 ccm werden in unserem Test-Fünftürer (eine Limo gibt’s auch) also dank Turbo 129 PS gepresst. Nur nach dem Kaltstart ist das typische Schnarren leicht hörbar, der Benziner dreht vibrationsarm und freudig hoch, hat in Verbindung mit dem kurzwegigen Sechsgang-Schaltgetriebe mit den 1307 kg nie ein Problem.

Noch geschmeidiger agiert naturgemäß der Vierzylinder mit seinen 182 PS. Der klingt so kräftig, wie er zu Werke geht und ist auch sonst ein echtes Schmankerl, das Freude aufkommen lässt. Das Gegenteil von sportlichem Klang ertönt, wenn man auf die Hupe drückt, die in ihrer Micky-Maus-haftigkeit eher an einen alten Kleinstwagen als an einen ambitionierten Kompakten erinnert.

Sportlich bewegen lassen sich beide. Dazu passen der nun tiefere Schwerpunkt, Mehrlenker-Hinterachse und optionale Adaptiv-Dämpfer. Letztere kann man sich fast sparen, denn der Civic ist im Normal-Modus tadellos abgestimmt. Die Lenkung hingegen wirkt etwas gefühllos. Vielleicht weil nun ein aktiver Spurhalte-Assistent eingreifen kann. Was er auch recht forsch macht.

Lego im Logo-Cockpit
Womöglich haben wir ja die Hände vom Lenkrad genommen, weil uns die Tasten darauf abschreckten: Hartplastik, kantig wie Lego-Bausteine. Der einzige Ausrutscher bei den Materialien im Cockpit. Das nicht mehr auf zwei Ebenen verteilt, sondern ganz logisch aufgeräumt ist - mit einem 7-Zoll-Touchscreen fürs Infotainment im Zentrum.

Anders als in der neunten Civic-Generation gibt es keine "Magic Seats" - also wie Kinosessel hochklappbare Rücksitze - mehr. Vermisst haben wir sie nicht. Der Civic ist ohnehin gewachsen, dank völlig neuer Basis in der Länge auf 4,52 m (+14,8 cm), beim Radstand um 3 cm. Und der Kofferraum? Satte 478 Liter. Der Civic ist nämlich in Wahrheit hemdsärmelig - im extrovertierten Kleid.

Warum?

  • Ein echtes Gesicht in der Menge der Kompakten
  • Viel Platz
  • Sportliche Fahreigenschaften

Warum nicht?

  • Gefühllose Lenkung
  • Design nur etwas für Fans

Oder vielleicht …

… doch auf den Type R warten?

Stefan Burgstaller und Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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