Mazda spielt sich mit den Feinheiten der Fahrphysik und will mit gefinkelten Eingriffen ins Motormanagement das Fahrverhalten verbessern. Durch dynamische Erhöhung der Radlast an der Vorderachse soll die Balance gesteigert werden - und damit Fahrkomfort und Sicherheit. Daneben haben die Japaner ihr größtes Pferd im Stall im Detail überarbeitet.
Je mehr Last auf das Vorderrad wirkt, desto mehr Seitenführungskräfte kann es übertragen. Dieses Prinzip machen sich Schnell- bzw. Rennfahrer zunutze, indem sie zum Einlenken kurz das Gas lupfen oder bremsen. Dadurch verlagert sich das Gewicht nach vorn und das Einlenken verläuft geschmeidiger, die Untersteuerneigung vermindert sich.
Genau das macht in abgemilderter Form, dafür aber automatisch, der neue Mazda6, und zwar serienmäßig. Registriert er einen Lenkradeinschlag, reduziert er das Drehmoment, das der Motor abgibt, geht also quasi kurz etwas vom Gas. Dadurch bekommt das kurvenäußere Vorderrad mehr Last und kommt dadurch spurtreuer ums Eck. Steht das Lenkrad wieder gerade, schenkt er wieder voll ein, sodass die Hinterachse wieder mehr Gewicht bekommt und dadurch stabilisiert wird. Mazda nennt das G-Vectoring Control und ist besonders stolz darauf, dass die Skyactiv-Triebwerke (Benziner ebenso wie Diesel) so feinfühlig ansprechen, dass sie in der Lage sind, dieses Prinzip umzusetzen.
Mazdas G-Vectoring Control im Video:
Die Befürchtung, dass man nun ständig irgendwelche Regeleingriffe spürt, ist unbegründet, denn der Fahrer bekommt von all dem nichts mit. Der Eingriff ist schließlich nur minimal, Mazda spricht von einer Veränderung von 0,01 bis 0,05 g (g = Erdanziehungskraft), während sich ein Vom-Gas-Gehen des Fahrers mindestens mit 0,1 g auswirkt. Daher ist die (serienmäßige) Funktion auch nicht abschaltbar.
Weitere Vorzüge von G-Vectoring Control
Neben der präziseren Kurvenfahrt soll "GVC" noch mehr können: Es wirken geringere Kräfte auf den Beifahrer ein, wodurch er weniger Anstrengung aufwenden muss, um sich gegen die Fliehkraft zu lehnen. Und bei Geradeausfahrt reduzieren sich die unwillkürlichen Lenkkorrekturen. Sagt der Hersteller.
Fakt ist, der Mazda6 fühlt sich gut an und nur darum geht es. Es ist jedenfalls eine weitere Gelegenheit für die Japaner, den Begriff Jinba Ittai als hauseigenen Leitgedanken der Autoentwicklung zu propagieren, was die Verbindung von Pferd und Reiter bezeichnet (in diesem Fall Auto und Fahrer). Warum nicht, wir sprechen ja auch von Pferdestärken.
Kann man dem Diesel das Nageln abgewöhnen?
Bei den Dieselmotoren (2,2 Liter, 150 bzw. 175 PS) hat sich Mazda dem Geräusch gewidmet und auf zwei Arten den Klang verbessert. Der "Natural Sound Smoother" ist ein 20 Gramm schwerer Dämpfer im Kolbenbolzen, der Schwingungen im 3,5-kHz-Bereich eliminiert. Darüber hinaus verringern die beiden Motoren die Geräuschentwicklung in drei weiteren Frequenzbereichen (1,3 kHz, 1,7 kHz, 2,5 kHz), indem sie die Einspritzung so steuern, dass sich die Druckwellen, die vor, während und nach der Verbrennung entstehen, gegenseitig neutralisieren. Das macht den Selbstzünder noch nicht zum völligen Leisetreter, aber es finden sich auch bei Premiumherstellern deutlich lautere Motoren.
Weitere Veränderungen da, wo man's nicht gleich sieht
Das letzte Facelift hat erst vor einem Jahr stattgefunden, daher hat sich der Mazda6 äußerlich nicht verändert. Im Innenraum hingegen schon. So gibt es nun ein neues Lenkrad, das nicht nur griffiger und schöner ist, sondern dessen Bedienknöpfe übersichtlicher angeordnet sind, nämlich auf zwei statt drei Ebenen. Außerdem sind die Materialien teilweise verbessert worden, das Head-up-Display ist jetzt farbig und besser aufgelöst und zeigt auch das aktuelle Tempolimit an, das die neue Frontkamera erkennt.
Dickes Plus an Sicherheit
Die neue Frontkamera beliefert zwei weitere Sicherheitssysteme (i-Activsense genannt). Beim erweiterten City-Notbremsassistenten (Advanced SBCS) ersetzt sie den Nah-Infrarotlaser und vergrößert nicht nur den Funktionsbereich auf 4 bis 80 km/h (vorher 4 bis 30 km/h), sondern erkennt auch Fußgänger. Darüber hinaus ergänzt die Kamera den Radarsensor des Smart Brake Support, der vorausfahrende Fahrzeuge beobachtet und zwischen 15 und 160 km/h (bisher 145 km/h) eine Notbremsung unterstützt bzw. einleitet.
Preise
Der Mazda6 ist als Limousine und Kombi erhältlich, zu Preisen ab 27.090 bzw. 31.090 Euro (Basis-Kombi hat höheres Ausstattungsniveau. Erhältlich sind drei Benziner (145, 165, 192 PS) und zwei Diesel (150, 175 PS), die meisten wahlweise mit manuellem oder automatischem Sechsganggetriebe.
Unterm Strich
Mutig, so viel Aufwand in ein System zu stecken, das schwer in Zahlen und Messwerte zu fassen ist, vom Fahrer nicht bewusst wahrgenommen werden, stattdessen einfach für ein besseres Gefühl sorgen soll. Aber vielleicht sollten wir generell mehr auf unser Gefühl hören. Dann ist nicht nur das Auto, sondern auch der Fahrer in perfekter Balance.
Warum?
Warum nicht?
Oder vielleicht …
… auf den überarbeiteten Mazda3 warten - der bekommt das G-Vectoring auch
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