Den Albtraum jeder Mutter erlebt derzeit eine Frau aus Eisenstadt. Seit rund drei Wochen weiß sie nicht, wo ihr 13-jähriger Sohn ist. Ihr Mann, von dem sie getrennt lebt und gegen den ein Kontaktverbot besteht, holte den Teenager am Zeugnistag von der Schule ab. Vom Jugendamt erhoffte sich die Frau Hilfe: Fehlanzeige!
Sie hat viele Jahre Ehehölle mit Erniedrigungen, Gewalt und Drohungen hinter sich. Aber erst als die Situation eskalierte und die Polizei einschreiten musste, entschloss sich die selbstständige Masseurin, die Scheidung einzureichen. Nachdem gegen ihren Mann eine Wegweisung ausgesprochen wurde, durfte der Vater seine Kinder (10 und 13 Jahre) nur alle zwei Wochen unter Aufsicht sehen. Dennoch gelang es dem Mann, seinen Sohn zu beeinflussen. Am Zeugnistag holte er den Buben, meldete ihn vom Gymnasium ab und tauchte unter - am 14. März wurde der Vater am Landesgericht Eisenstadt nicht rechtskräftig wegen Vergewaltigung seiner Ehefrau zu einer teilbedingten Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt.
"Ich hatte panische Angst um mein Kind und wandte mich sofort an die Jugendwohlfahrt in Eisenstadt. Dort wurde ich aber von einem Tag auf den anderen vertröstet. Für mich war einfach kein Sozialarbeiter zu sprechen", so die verzweifelte Frau. Mit Krankenständen und Urlauben wurde die Personalknappheit begründet.
Eine Situation, die im Magistrat Eisenstadt nicht neu ist. Schon einmal, vor rund einem Jahr, kam es zu einem Eklat, weil Akten über Monate einfach liegen geblieben sind, obwohl nachweislich Gefahr im Verzug bestand.
Mutter erhielt keine Hilfe vom Jugendamt
Auch jetzt scheint der Fall der zweifachen Mutter, die bis heute keine Hilfe erhalten hat und die noch immer nicht weiß, wo ihr Sohn ist, kein Einzelfall. Chronischer Personalmangel kann dafür aber kein Argument sein. Denn nach Auskunft von Sonja Windisch von der Abteilung für Soziales in der Landesregierung werde in Notfällen Personal von anderen Bezirkshauptmannschaften zur Verfügung gestellt. "Und das ist ganz sicher ein solcher Notfall", so Windisch. Warum die zuständige Beamtin also nicht Alarm geschlagen habe, sei ihr unverständlich.
"Fakt ist, dass in unserer Stadt Frauen und Kinder in Notsituationen alleine gelassen werden. Wenn das alles so stimmt, ist Stadtchef Thomas Steiner rücktrittsreif", wettert SP-Vizebürgermeister Günter Kovacs. Er will nun endlich Klarheit darüber, wie viele Akten unbearbeitet sind und wie viele Menschen seit Wochen und Monaten auf Hilfe hoffen.
Sabine Oberhauser, Kronen Zeitung
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