Fotograf ist pleite

“Das berühmte Affen-Selfie hat mich ruiniert”

Viral
16.07.2017 15:32

Der seit Jahren laufende Gerichtsstreit um das Urheberrecht an dem berühmten Selfie des Makaken "Naruto" hat den Fotografen, mit dessen Kamera das Bild gemacht worden war, finanziell ruiniert. Eine Anhörung am Mittwoch in San Francisco habe er nur per Livestream verfolgen können - den Aufenthalt vor Ort könne er sich nicht mehr leisten, schilderte David Slater nun dem "Guardian".

Der britische Fotograf David Slater hatte 2011 eine Serie von Tierbildern auf der indonesischen Insel Sulawesi geschossen. Als er eine Kamera mit Stativ aufgebaut habe und ein paar Minuten weggegangen sei, habe der sechsjährige Makake "Naruto" sich die Kamera geschnappt und Fotos gemacht - unter anderm Schnappschüsse von sich selbst.

Die Fotos gingen um die Welt - zum Großteil ohne Slaters Zustimmung, was ihn "sehr viel Geld" gekostet habe, unter anderem weil weniger Leute sein Buch gekauft hätten, aber auch weil er nichts für die mannigfaltige Verwendung der Bilder bzw. des einen berühmten bekommen habe.

Wikimedia weigerte sich, das Bild von "Naruto" von ihren Webseiten zu löschen. (Bild: commons.wikimedia.org)
Wikimedia weigerte sich, das Bild von "Naruto" von ihren Webseiten zu löschen.

PeTA reichte in "Narutos" Namen Klage ein
Slater argumentiert, er habe das Urheberrecht an den Fotos, die Tierschutzorganisation PeTA sieht das anders - und reichte 2015 in "Narutos" Namen in den USA Klage ein. Der Makake müsse zum "Urheber und Eigentümer seines Fotos" erklärt werden. "Da 'Naruto' das Foto gemacht hat, gehört ihm das Copyright, wie es jedem Menschen gehören würde", so PeTA.

Im Jänner des letzten Jahres wies das Gericht die Klage ab. Weder Slater noch der Affe könnten Rechte an dem Bild beanspruchen, so das Gericht. PeTA rief daraufhin ein Berufungsgericht an, das für den vergangenen Mittwoch eine Anhörung ansetzte.

David Slaters Anwalt Andrew Dhuey (li.) will erreichen, dass die Klage von PeTA fallengelassen wird. (Bild: AP)
David Slaters Anwalt Andrew Dhuey (li.) will erreichen, dass die Klage von PeTA fallengelassen wird.

"Meine Tochter hätte dieses Copyright erben sollen"
Ende dieser Woche verriet Slater dem "Guardian", dass er es sich nicht leisten habe können, bei dem Gerichtstermin dabei zu sein. Er könne weder seinen Anwalt, der ihn die letzten Jahre vertreten hatte, bezahlen noch seine kaputte Kameraausrüstung ersetzen. Er habe kein Auto, nichts, das er seiner siebenjährigen Tochter hinterlassen könne, wenn er "morgen sterben" müsse. "Sie hätte das Copyright an dem Foto erben sollen, aber es ist wertlos", so Slater.

Jeder Fotograf träume von so einem Foto. "Wenn jeder, der das Foto verwendet hat, mir nur ein Pfund gegeben hätte, wäre ich vermutlich 40 Millionen Pfund (rund 50 Mio. Euro) schwer. Durch die Einnahmen aus diesen Fotos hätte ich bequem leben können, das tue ich aber nicht." Er müsse nun irgendwie anders an Geld kommen: "Ich versuche, Tenniscoach zu werden. Ich denke sogar daran, Hunde auszuführen. Im Moment nehme ich nicht einmal genug ein, um Einkommenssteuer zu bezahlen."

Das Copyright an dem Foto gehört bislang keinem - weder dem Fotografen noch dem Affen. (Bild: David Slater oder Naruto, krone.at-Grafik)
Das Copyright an dem Foto gehört bislang keinem - weder dem Fotografen noch dem Affen.

"Dass mich der richtige Affe verklagt"
Ein letzter Hoffnungsschimmer bleibt ihm noch: das Gericht davon zu überzeugen, dass es sich bei dem von PeTA vertretenen "Naruto" gar nicht um den fotografierenden Makaken handelt. "Ich weiß mit Sicherheit, dass der Affe im Foto ein Weibchen ist, und auch das Alter stimmt nicht", so Slater. "Ich bin mir sicher, dass es dem amerikanischen Gerichtssystem wichtig ist, dass mich der richtige Affe verklagt."

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