krone.at-Test

Nest: Smarte Technik für ein sicheres Zuhause

Elektronik
18.03.2017 09:00

Mit der Erfindung eines "intelligenten" Thermostats ist dem Hersteller Nest Labs 2011 in den USA der Durchbruch gelungen. Sechs Jahre später bringt das inzwischen zu Google gehörende Unternehmen seine smarten Produkte zur Heimautomatisierung auch nach Österreich. krone.at hat sie getestet.

Vier Produkte umfasst das Portfolio von Nest aktuell, drei davon sind seit kurzem in Österreich erhältlich: eine Innen- und eine Außenkamera sowie ein Rauchmelder. Das bereits erwähnte Thermostat soll "im Laufe des Jahres" folgen. Allen drei bis dato verfügbaren Produkten gemein ist, dass sie die Sicherheit im Eigenheim erhöhen sollen, indem sie auf dessen "Bewohner und die unmittelbare Umgebung" aufpassen, wie Nest verspricht.

Zunächst wollen die Produkte aber installiert werden. Neben diversem Werkzeug zur Montage an Wänden oder Decken (entsprechende Halterungen und Schrauben liegen bei) vonnöten sind dafür ein WLAN-Router, ein Smartphone oder Tablet samt der dazugehörigen Nest-App sowie eine einmalige Registrierung bei Nest per E-Mail zur Erstellung eines Kontos.

(Bild: Nest)

Derart ausgerüstet, kann es auch schon losgehen. Die einzelnen Produkte werden ans Stromnetz gehängt (Ausnahme: der batteriebetriebene Rauchmelder) und anschließend dem heimischen WLAN-Netzwerk hinzugefügt. Im Gegensatz etwa zu Philips smartem Lampen-System "Hue" ist dafür keine weitere Hardware in Form eines Routers nötig.

Stattdessen genügt es, den auf Kameras und Rauchmelder abgedruckten QR-Code zur Identifizierung des jeweiligen Geräts mit dem Mobilgerät einzuscannen - fertig. Der ganze Vorgang dauert dank vorbildlicher Schritt-für-Schritt-Anleitung durch die App nur wenige Augenblicke. Letztere fungiert fortan als Schaltzentrale für eines oder mehrere Nest-Produkte im Haushalt und erlaubt auch von unterwegs den Zugriff auf diese.

Nest Cam Indoor und Nest Cam Outdoor
So können Nutzer etwa in Echtzeit, sei es via App oder einen beliebigen Browser, mithilfe der beiden Kameras überprüfen, ob zu Hause alles in Ordnung ist - und das dank Nachtmodus rund um die Uhr. Integrierte Mikrofone und Lautsprecher erlauben es darüber hinaus, nicht nur Geräusche in der Umgebung wahrzunehmen, sondern auch über die Kameras zu kommunizieren, beispielsweise mit dem Postboten, um ihm mitteilen, wo er das Paket hinterlegen soll. Oder dem Einbrecher, der sich gerade an der Eingangstür zu schaffen macht.

Da allerdings nur die wenigsten Nutzer beispielsweise im Urlaub rund um die Uhr einen Blick in ihr Haus oder die Wohnung werfen können, geschweige denn wollen, alarmiert die Nest-Kamera Nutzer bei Geräuschen oder Bewegungen und hinterlegt zugleich eine Momentaufnahme, die sich bis zu drei Stunden nach ihrer Aufnahme online abrufen lässt.

Abo-Dienst bietet zusätzliche Funktionen
Wer Videos bis zu zehn oder gar 30 Tage lang speichern möchte, kann dies über Nests kostenpflichtigen Abo-Dienst "Nest Aware" tun. Nach einer 30-tägigen Probephase ist dieser ab zehn Euro im Monat bzw. 100 Euro im Jahr erhältlich. Für jede weitere Kamera im Haushalt wird nur die halbe Gebühr fällig.

Die direkte Anbindung an die Cloud bringt darüber hinaus weitere Vorteile mit sich: etwa eine spezielle Personenwarnung mittels Gesichtserkennung sowie die Möglichkeit, (Zeitraffer-)Clips zu speichern oder gezielt Bereiche zu definieren, denen die Kameras vermehrt ihre Aufmerksamkeit schenken sollen.

Der Nutzer wird informiert, sobald die Kamera eine Bewegung erkennt. (Bild: Screenshot)
Der Nutzer wird informiert, sobald die Kamera eine Bewegung erkennt.

Standorterkennung
Ob der Nutzer übrigens daheim oder außer Haus ist, merken die Nest-Produkte auf Wunsch automatisch, indem sie auf den Standort des Smartphones zugreifen. So werden etwa Kameras und Rauchmelder "scharfgestellt", sobald der Nutzer seine eigenen vier Wände verlässt und deaktiviert, wenn er wieder zurückkehrt.

Bei Abwesenheit schalten sich die Kameras auf Wunsch automatisch ein. Rechts: der Nachtmodus. (Bild: Screenshot)
Bei Abwesenheit schalten sich die Kameras auf Wunsch automatisch ein. Rechts: der Nachtmodus.

Das genaue Verhalten lässt sich dabei per App definieren. Alternativ lassen sich in dieser auch Wochenpläne erstellen, in denen exakt geregelt wird, wann sich die Geräte ein- oder ausschalten. Ebenfalls möglich ist es, Familienmitgliedern oder Freunden per E-Mail-Einladung Zugriff auf die Live-Streams zu gewähren - vier Augen sehen schließlich mehr als zwei.

Wann die Geräte aktiv sind, lässt sich per App genau festlegen. (Bild: Screenshot)
Wann die Geräte aktiv sind, lässt sich per App genau festlegen.

Smart vernetzt
Wirklich smart wird es aber erst, wenn die diversen Nest-Geräte miteinander verknüpft werden, um zusammenzuarbeiten. So beginnt die Indoor Cam von Nest etwa automatisch aufzunehmen, sobald der Rauchmelder Protect Rauch oder Kohlenmonoxid erkennt, und verschickt diese Aufnahme an den Nutzer bzw. speichert sie in der Cloud.

Ist der Rauchmelder dagegen mit Philips smartem Leuchtsystem Hue gekoppelt, erhält der Nutzer neben dem akustischen auch einen visuellen Warnhinweis und die Lampen versuchen, durch Blinken auf die Gefahr aufmerksam zu machen.

Den Alarm des Rauchmelders können Nutzer bequem per Smartphone deaktivieren. Über dieses lässt sich auch zu jeder Zeit ein Statusbericht anfordern, der verrät, ob Sensoren, Alarm, Sprachausgabe, WLAN-Empfang sowie Batterie des Rauchmelders in Ordnung sind. Unbedingt nötig ist das allerdings nicht: Laut Nest testet der Rauchmelder täglich selbstständig über 400 Mal seine Sensoren und Batterien auf ihre Funktionsfähigkeit.

Der Statusbericht verrät: Der Rauchmelder ist voll funktionstüchtig. Rechts: das Nachtlicht. (Bild: Screenshot/Sebastian Räuchle)
Der Statusbericht verrät: Der Rauchmelder ist voll funktionstüchtig. Rechts: das Nachtlicht.

Sollten sich Letztere - benötigt werden sechs AAA-Batterien - übrigens doch einmal dem Ende entgegenneigen, muss man nicht befürchten, durch nerviges Piepen um den Schlaf gebracht zu werden: Stattdessen weist Nest Protect per Smartphone-Benachrichtigung auf den Batteriestand hin.

Nest Protect
Der Rauchmelder selbst ist mit einem Kohlenmonoxidsensor ausgestattet, der bis zu zehn Jahre lang halten soll, sowie einem sogenannten Brandspektrumssensor, der mittels zweier verschiedener Lichtwellenlängen sowohl schnell brennendes, offenes Feuer als auch langsame Schwelbrände erkennen soll. Erkannt wird darüber hinaus auch, wenn nachts etwa die Toilette oder der Kühlschrank aufgesucht werden. Dank integriertem Bewegungsmelder leuchtet in diesem Fall ein Nachtlicht den Weg.

Sicherheit wird Nest zufolge aber auch beim Datenschutz großgeschrieben. Der Hersteller scheint sich seiner Verantwortung bewusst zu sein, die das Öffnen der eigenen vier Wände durch den Nutzer für Kameras & Co. bedeutet. So betont der Hersteller auf seiner Website etwa mehrfach, dass die - verschlüsselt - gesammelten Daten nicht weitergegeben oder gar verkauft werden - auch nicht an den Mutterkonzern Google.

Und wer der Überwachung im Eigenheim eines Tages überdrüssig sein sollte, kann sämtliche Geräte und das mit diesen verknüpfte Konto mit wenigen Klicks löschen - und damit auch sämtliche personenbezogenen Daten, einschließlich aller zuvor aufgenommen und gespeicherten Videos, verspricht Nest.

Fazit: Ob Innen-, Außenkamera oder Rauchmelder: Nests Produkte überzeugen nebst schmuckem Design vor allem in puncto Handhabung und Benutzerkomfort - angefangen bei der schnellen und unkomplizierten Einrichtung der Geräte über die intuitive Bedienung der App bis zur Stilllegung des Kontos - sollte man wider Erwarten keinen Gefallen mehr daran finden. Sämtliche Schritte sind verständlich, die Nutzungsbedingungen transparent. Das schafft Vertrauen.

Darüber hinaus punkten die Produkte durch smarte, weil praktische Funktionen wie die Vernetzung untereinander, automatische Benachrichtigungen oder die Möglichkeit zur Kommunikation per eingebautem Mikrofon bzw. Lautsprecher. Wer sich unterwegs die passenden Sicherheitslösungen serviert. Nichtsdestotrotz sollten sich Nutzer dessen bewusst sein, dass die Verwendung vernetzter (Haushalts-)Geräte auch ein Sicherheitsrisiko darstellen kann.

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