"Wir suchen Nerds"

Neue Cyber-Truppe der Bundeswehr nimmt fast jeden

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28.04.2016 11:33

Deutschland rüstet sich mit einer Cyber-Truppe für die militärischen Herausforderungen der Zukunft. 13.500 IT-Spezialisten sollen künftig die Speerspitze der digitalen Landesverteidigung bilden. Das Problem: Das deutsche Heer verfügt kaum über das dafür nötige Personal und hat Schwierigkeiten, IT-affine Soldaten anzuwerben. Deshalb fischt die Bundeswehr nun in eher unüblichen Gewässern.

Für die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen waren die Herausforderungen ihrer Truppe einem Bericht des IT-Portals "Golem" zufolge letzte Woche ganz nahe.

(Bild: Bundeswehr/Twardy/Tom Twardy)

Sie besuchte die Bonn, das deutsche Flaggschiff des NATO-Einsatzes in der Ägäis - und marschierte auf der Brücke prompt an einem Navigationsrechner vorbei, auf dem Microsofts Betriebssystem-Opa Windows XP läuft.

Microsoft selbst versorgt die Uralt-Software nicht mal mehr mit Updates, beim deutschen Heer läuft sie immer noch auf vielen Rechnern.

Bundeswehr hat digitalen Aufholbedarf
Die Windows-XP-Rechner sind Sinnbild für den aktuellen Zustand der Truppe im digitalen Bereich, den die Ministerin nun aber mit aller Kraft verbessern will. 13.500 Mann sollen in einem neuen "militärischen Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum" künftig die digitale Landesverteidigung übernehmen - mit einem Drei-Sterne-General an ihrer Spitze.

Bereits vorhandene Trupps für elektronische Kampfführung, Spionagesatelliten und das Fernmeldewesen sollen in die neue Truppe übergehen, woher das restliche Personal kommen soll, stellt die deutsche Armee aber vor ein Problem.

"Wir suchen händeringend Nerds"
Denn: Die Bundeswehr ist unter jungen IT-Experten kein sonderlich populärer Arbeitgeber, viele angehende Informatiker haben keinerlei Interesse an einer Karriere im Militär. Hinzu kommt großer Bedarf an IT-Fachkräften in der deutschen Wirtschaft - inklusive guter Verdienstmöglichkeiten.

Für die neue Cyber-Truppe der Bundeswehr bleiben da wenige potenzielle Kandidaten übrig. Aus dem Verteidigungsministerium heißt es bereits. "Wir suchen händeringend Nerds."

Werbeoffensive soll junge IT-Profis ansprechen
Um den Bedarf an IT-Kräften zu stillen, fischt die Bundeswehr nun mit einer Werbekampagne nach geeigneten Männern und Frauen. Plakate und Online-Inserate wie diese sollen junge IT-Profis für eine Karriere in der Bundeswehr begeistern.

Anforderungen an Bewerber wurden heruntergeschraubt
Gleichzeitig mit der Werbeoffensive schraubt die Truppe die Anforderungen an die Bewerber herunter. Neben tauglichen Soldaten mit IT-Kenntnissen sucht man nun auch Bewerber, die für den militärischen Dienst eigentlich untauglich, Angehörige anderer Staaten oder etwa Studienabbrecher sind. Selbst Autodidakten, die sich ihr IT-Wissen selbst angeeignet haben, würde man in der verzweifelten Lage anheuern.

Die Bundewehr ist zu dieser Praxis gezwungen. Zwar will man in einem neuen Studiengang eigene Experten der Cyber-Kriegsführung ausbilden, der startet aber erst 2018 - und bis die ersten Experten fertig ausgebildet sind, werden noch weitere Jahre vergehen. Jahre, die man mit IT-affinen Quereinsteigern und wohl auch Reservisten überbrücken will, nach denen die Bundeswehr nun händeringend sucht.

Doch selbst, wenn man das Personalproblem lösen kann: Verglichen mit anderen Armeen, die seit vielen Jahren eigene Abteilungen für den Cyberkrieg haben, hat Deutschland noch viel Aufholbedarf.

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