Hans Krankl und der SK Rapid - die seit Jahren gespannte Liaison wurde am Montagabend vom Goleador einer Belastungsprobe der deftigeren Art unterzogen. Krankl wetterte bei "Sport und Talk im Hangar 7" auf Servus TV wort- und gestenreich gegen "ahnungslose Führungskräfte", die "in den letzten acht Monaten alles falsch gemacht haben" (Zitat Krankl, siehe Video oben). Rapid-CEO Christoph Peschek nimmt im sportkrone.at-Interview ausführlich Stellung zu den Vorwürfen.
sportkrone.at: Haben Sie am Montagabend Servus TV geschaut, Herr Peschek?
Christoph Peschek: Prinzipiell verfolge ich Sport und Talk sehr gerne, gestern war mir das allerdings aufgrund einer beruflichen Verpflichtung nicht möglich. Ich werde es via Mediathek aber nachholen.
Hans Krankl meinte, solange "diese Leute" bei Rapid das Sagen haben, will er mit dem Klub nichts zu tun haben. Was haben Sie dem Goleador denn angetan?
Diese Frage müssten Sie Hans Krankl stellen. Ich weiß es leider nicht, da wir uns eigentlich persönlich gar nicht kennen. Aber ähnlich hat er schon über den ehemaligen Präsidenten Rudi Edlinger gesprochen, möglicherweise kommt hier zudem noch eine gewisse Verbitterung zum Tragen, dass vor vier Jahren die Kandidatur eines Präsidenten-Teams mit Hans Krankl als Vizepräsident abgelehnt wurde. Aber das alles ist momentan nicht wichtig, jetzt geht es einzig und alleine darum, dass wir Rapidler wieder in die sportliche Erfolgsspur kommen. Das geht nur mit Zusammenhalt und Konzentration auf das Wesentliche und auf das wird sich sicher jeder, der unseren Klub im Herzen trägt, fokussieren.
Der vermutlich schwerwiegendste Vorwurf an Sie bzw. Präsident Krammer: "In der Rapid-Führung ist kein Mann dabei, der sich im Fußball auskennt." Ist das so?
Als Geschäftsführer Sport ist Fredy Bickel mit Sicherheit ein absoluter Fachmann, der über ein Vierteljahrhundert Erfahrung und auch Erfolge gesammelt hat, an der Spitze. Präsident Michael Krammer und ich sind Rapid unser ganzes Leben lang verbunden, haben aber in der Tat nie für den Klub gespielt. Aber unsere Hauptaufgabe ist es, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen und hier sprechen die Zahlen für sich: Man erinnere sich nur an den Rekordgewinn in der abgelaufenen Saison oder die erfolgreiche Realisierung unseres Jahrhundertprojektes, dem Neubau das Allianz Stadions, an dem natürlich ein großes grün-weißes Team mitgewirkt hat. Ebenso die Tatsache, dass wir unser Budget aus dem nationalen Bewerb von rund 17 Millionen Euro auf 30 Millionen steigern und zahlreiche neue Partner und Sponsoren an Bord begrüßen konnten.
Werden Sie sich bei der Suche nach einem neuen Trainer aktiv beteiligen? Oder überlassen Sie diese Causa zu 100 Prozent Fredy Bickel?
Dem Geschäftsführer Sport gilt natürlich das volle Vertrauen und er hat das Vorschlagsrecht, das war auch schon bei seinem Vorgänger Andreas Müller so. Der Unterschied wird sein, dass es nicht nur einen Kandidaten geben wird. Die Genehmigung trifft das Präsidium, nach vorheriger Behandlung im Personalausschuss, dem neben Fredy Bickel und mir auch der Präsident und zumindest zwei weitere Mitglieder des Präsidiums angehören.
Was Fredy Bickel zu Canadis Beurlaubung und zur Bestellung von Djuricin und Bernhard als Interimstrainer zu sagen hat, sehen Sie im folgenden Video:
Haben Sie bzw. Präsident Krammer je versucht, Krankl wieder für Rapid, etwa als "Botschafter", zu gewinnen? Bei offiziellen Anlässen, z.B. Legenden-Spielen, sieht man ihn ja seit Jahren nicht mehr in Hütteldorf (bzw. im Happel-Stadion.)
Selbstverständlich und mehrfach. Das haben wir gerade zu Beginn der Präsidentschaft von Michael Krammer auch medial kommuniziert. Bedauerlicherweise ließ Hans Krankl alle Einladungen unbeantwortet oder hat abgesagt. Leider war er auch nicht bei der von uns organisierten Feier zum 90. Geburtstag des ältesten lebenden Rapid-Spielers Fredy Körner dabei, der auf den Tag genau 27 Jahre vor Hans Krankl das Licht der Welt erblickt hat, obwohl wir an diesem Tag auch den Goleador im Kreise der Rapid-Familie sehr gerne hätten hochleben lassen. Oder auch bei der feierlichen Eröffnung unseres Jahrhundertprojekts. Aber das ist zu akzeptieren, als Rekordtorschütze und Identifikationsfigur unseres Klubs wird Hans Krankl immer den ihm zustehenden Stellenwert in der Rapid-Historie behalten!
Haben Sie sich den Job als Rapid-Geschäftsführer Wirtschaft anders/leichter vorgestellt?
Ich wusste, dass es eine der interessantesten Aufgaben im Fußball überhaupt wird und auch eine große Herausforderung darstellt. Diese Erwartungen haben sich voll erfüllt, aber natürlich habe ich mir die sportliche Situation in dieser Saison ganz anders vorgestellt. Ich bin aber überzeugt, dass wir - wie so oft in der Geschichte des SK Rapid - auch aus dieser Krise gestärkt und gemeinsam als Rapid-Familie herauskommen werden.
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