Hoher Besuch

Khatami erörterte mit Fischer die Lage im Iran

Österreich
27.10.2008 13:36
Die gegenwärtige Lage im Iran einschließlich der Problematik um das iranische Atomprogramm war Thema einer Unterredung von Bundespräsident Heinz Fischer und dem früheren iranischen Staatspräsidenten Mohamad Khatami, die am Montagvormittag in der Hofburg stattfand. Zur Sprache gekommen seien ferner die Entwicklungen in der Region sowie die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und dem Iran, erklärte der Sprecher des Bundespräsidenten, Bruno Aigner. Ferner sei die weltweite, von den USA ausgegangene Finanzkrise erörtert worden.

Der frühere iranische Präsident, der als gemäßigt galt und unmittelbarer Vorgänger des heutigen, radikal agierenden Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad ist, hält anlässlich seines Österreich-Aufenthalts Vorträge als schiitischer islamischer Geistlicher. Nach der Zusammenkunft mit Fischer referierte er an der Universität Wien im Rahmen der Reihe "Weltethos und Recht". Die Israelitische Kultusgemeinde protestierte gegen diesen Auftritt eines Vertreters eines Regimes, das "den Holocaust relativiert und Drohungen gegen Israel richtet", in einem offenen Brief.

"Frieden auf Basis der Gerechtigkeit"
Im Rahmen der Feierlichkeiten "35 Jahre Dialoginitiative St. Gabriel" in der Wiener Akademie der Wissenschaften hatte Khatami am Samstag das Ziel eines Dialogs als "Frieden auf der Basis der Gerechtigkeit" definiert. Frieden sei nur dann möglich, "wenn er auf Gerechtigkeit" aufgebaut werde. Der Bundespräsident eröffnete den Festakt, weitere Festredner waren Wissenschaftsminister Johannes Hahn und der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn. Fischer meinte, ein "fruchtbarer Dialog" sei nur dort möglich, wo eigene Identitäten füreinander geöffnet werden.

Tagtägliche Proteste gegen Khatami
Wie am Samstag vor der Akademie der Wissenschaften kam es auch am Montag am Veranstaltungsort, der Universität Wien, zu einem Protest gegen das Auftreten des iranischen Ex-Präsidenten. Vor und in der Universität versammelten sich nach deren eigenen Angaben rund 60 Aktivisten des Bündnisses "Stop the Bomb", das sich gegen Geschäfte mit dem Iran stellt. An der Demonstration waren laut einer Aussendung von "Stop the Bomb" auch Vertreter der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran und weiterer Gruppen beteiligt.

"Massive Gewaltanwendung" bei Demo
Bei der Demonstration gegen den Vortrag Khatamis im Kleinen Festsaal der Uni Wien sei es zu "massiver Gewaltanwendung" von seiten der Sicherheitsleute gekommen, kritisierte "Stop the Bomb". "Sicherheitsleute haben Studierende gewürgt, die Brille vom Gesicht geschlagen und sich trotz Aufforderung geweigert, ihre Namen bekanntzugeben", heißt es in der Aussendung. "Wir hätten nicht gedacht, dass die Universitätsleitung, die sich mit keinem Wort zu unserem vorab veröffentlichten offenen Brief an das Rektorat geäußert hat, Protesten gegen einen Vertreter des iranischen Regimes mit derartiger Gewalt begegnet", empörte sich Bündnis-Sprecherin Simone Dinah Hartmann.

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