25. April 2007: Mit Kopfschüssen wurden zwei Polizisten auf einem Heilbronner Festplatz in Deutschland aus nächster Nähe niedergestreckt. Passanten fanden die beiden in Blutlachen neben ihrem Dienstwagen. Ihre Pistolen und auch die Handschellen fehlten. Für die 22-jährige Polizistin Michelle K. kam jede Hilfe zu spät, ihr Kollege (24) überlebte schwerst verletzt. Wachte sieben Wochen nach der Tat aus dem Koma auf, konnte sich aber an nichts mehr erinnern. Ermittler konnten am Streifenwagen DNA-Material sicherstellen; es waren weibliche Spuren.
Weitere genetische Fingerabdrücke hinterließ die "Phantom-Frau" an insgesamt 33 Tatorten, darunter bei Serieneinbrüchen in Oberösterreich, Tirol, aber auch bei Morden an einem 61-jährigen Pensionisten 2001 in Freiburg, einer Rentnerin (63) in Idar-Oberstein sowie bei drei hingerichteten Autohändlern in Deutschland.
Widersprüche zwischen DNA und Zeugenaussagen
Was jedoch bis dato für die Ermittler der Sonderkommissionen nicht zusammen passte: Die sichergestellte DNA, die beim gesuchten Mörder auf eine Frau hinweist und Zeugenaussagen wie etwa einer bayerischen Wirtin (57), die mit einem Zelthering niedergestochen und schwer verletzt worden war. Sie gab an, dass der Täter ein Mann gewesen wäre.
Komplizen kannten kein weibliches Bandenmitglied
Auch verhaftete Komplizen der "Phantom-Serienkillerin" kannten laut
Polizeiverhören offenbar keine Frau in den Kreisen ihrer Bande. Könnten jetzt Ermittler in Klagenfurt das Rätsel um das Phantom gelöst haben?
Verhaftung erst kürzlich
Mit einem internationalen Haftbefehl, der von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe ausgestellt worden war, wurde laut Staatsanwalt Friedrich Borotschnig kürzlich ein Deutscher, der im Kaukasus geboren wurde und mit Frau und Kindern in Klagenfurt lebte, festgenommen. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
DNA des Mannes soll zu "Serienkillerin" passen
Borotschnig: "Der Mann wurde wegen eines Betrugsdeliktes gesucht." Nach der Festnahme wurden dem Mann routinemäßig natürlich auch DNA-Proben genommen. Beim üblichen Abgleich mit den internationalen Datenbanken schrillten dann die Alarmglocken bei den Ermittlern. Denn die DNA des Mannes soll zu jener "Phantom-Serienkillerin" passen, nach der seit 15 Jahren europaweit gefahndet wird.
Die Kripo, Staatsanwaltschaft und auch die Sicherheitsdirektion geben sich in diesem einzigartigen Kriminalfall bislang völlig bedeckt. "Es gibt auch Überprüfungen im Zusammenhang mit Gewaltverbrechen", bestätigt Oberst Christian Martinz lediglich.
Zweite Probe soll Klarheit bringen
Laut vertraulichen Quellen dürften die Ermittler zuerst eine neuerliche DNA-Überprüfung machen, quasi eine B-Probe, um ja sicher zu gehen. Immerhin wäre die gesuchte Serien- und Polizistenmörderin dann eigentlich ein Mann...
Mann mit weiblicher DNA möglich
Ist so etwas wissenschaftlich überhaupt möglich? "Ja", sagt Professor Dr. Richard Scheithauer, der Leiter der Gerichtsmedizin in Innsbruck: "Es ist möglich, dass jemand, der äußerlich wie ein Mann aussieht, weibliche DNA hat." Laut dem Wissenschaftler wäre der Mann aber nicht sehr maskulin. Eine These, die auf den verhafteten Deutschen passen würde. Der Mann wird mit einer Körpergröße von etwa 160 Zentimetern als klein und zierlich beschrieben.
Professor Scheithauer geht noch weiter: "Es ist letztendlich sogar möglich, dass eine Person mit weiblicher DNA als Mann Kinder zeugen kann..."
Hannes Wallner, Kärntner Krone
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