Einsätze fingiert?

Zwei Spitzen-Polizisten vom Dienst suspendiert

Österreich
14.11.2008 23:02
Knalleffekt im steirischen Landespolizeikommando: Seit 5. November sind dort Chef und Vize der äußerst erfolgreichen Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (kurz: EGS) vorläufig vom Dienst suspendiert. Sie sollen in ihrer Freizeit Einsätze erfunden und Überstunden fingiert haben. Die beiden weisen jede Schuld von sich.

Schon vor einigen Wochen tauchte im Landespolizeikommando eine - wie meistens in solchen Fällen - anonyme Anzeige auf: EGS-Chef Hannes Kaschowitz und sein Stellvertreter Werner Schlacher sollen bereits "seit langer Zeit" Überstunden für erfundene Einsätze verrechnet haben. Die Vorgesetzten leiteten die Anzeige ans Innenministerium weiter, das Büro für interne Angelegenheiten begann mit seinen Erhebungen. 

Staatsanwaltschaft eingeschaltet
Wie jetzt bekannt wurde, sind am 5. November die Vorgesetzten der EGS-Beamten mit einem (inhaltlich nicht bekannt gewordenen) Zwischenergebnis dieser Erhebungen konfrontiert worden. Als Reaktion suspendierten sie Hannes Kaschowitz und seinen Vize bis auf weiteres vom Dienst; ein Kollege wurde mit der provisorischen Leitung der aus 18 zugeteilten Beamten bestehenden EGS beauftragt. Mittlerweile ist der Fall auch bei der Justiz anhängig, wie Manfred Kammerer, Sprecher der Grazer Staatsanwaltschaft, bestätigt: "Es werden Erhebungen durchgeführt. In welche Richtung darf ich allerdings nicht sagen." 

Einsatz in der Obersteiermark - Diensthandy war in Graz
Bei den beiden leitenden Beamten - für sie gilt die Unschuldsvermutung - geht es rechtlich um den Verdacht des gewerbsmäßigen, schweren Betruges, der mit einer Strafe von bis zu zehn Jahren Haft geahndet wird. Sie hätten "über einen längeren Zeitraum" (geprüft wurden davon sechs Monate) in ihrer Freizeit dienstliche Einsätze erfunden und dafür Überstunden verrechnet. Unter anderem hätten sie Erklärungsbedarf, warum sie zum Beispiel laut Überstundenmeldung gerade in der Obersteiermark gearbeitet, laut den Übertragungsdaten ihrer Diensthandys zu diesem Zeitpunkt aber gerade vom Raum Graz aus Telefonate geführt haben. 

Kaschowitz: "Haben unsere Arbeit gemacht"
Die "Steirerkrone" erreichte Hannes Kaschowitz in seinem Haus nahe von Graz. "Wir sind uns keiner Schuld bewusst", so der Chefinspektor, der mit der sehr erfolgreichen EGS Kriminalgeschichte geschrieben hatte: "Wir haben unsere Arbeit gemacht. Uns zu belasten, ist eine Frage der Auslegung." Die angeblichen Vorwürfe der BIA kennt der 51-Jährige nicht: "Wir wurden suspendiert, das ist schrecklich genug. Vernommen hat uns bisher aber noch niemand." 

Von Manfred Niederl, KronenZeitung

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt