Der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich Willi Mernyi berichtet, die Schmieraktion dürfte bereits in der Nacht zum Donnerstag verübt worden sein. Weil sie in der Zeit zwischen 20.00 und 7.00 Uhr und "nicht irgendwo - etwa an einer Unterführung", sondern an der Gedenkstätte Mauthausen durchgeführt wurde, seien wohl nicht spontan agierende "blede Buam", sondern gut vorbereitete Täter am Werk gewesen. Diese müssten unter anderem mit Licht und Farbe ausgestattet vorgegangen sein.
"Ganz neue Dimension"
Für Mernyi handelt es sich um "rechtsradikale Provokateure". Die Wortwahl zeige, dass die Täter mit der Diktion von NS-Hetzblättern vertraut seien. Die Schmieraktion bedeute eine "ganz neue Dimension des Rechtsextremismus". Gegen die unbekannten Täter sei Anzeige erstattet worden.
Eine Reinigungsfirma soll die 70 Zentimeter großen Lettern entfernen. Dazu sind aber Plusgrade notwendig. Bis dahin soll die Schrift mit einem Fassadennetz verhängt werden. Der oberösterreichische Sicherheitsdirektor Alois Lißl bestätigte die Anzeige. Die Ermittlungen seien im Gange. Es gebe aber noch keine konkrete Spur zu den Tätern. Er ersuchte die Bevölkerung um zweckdienliche Hinweise über eventuelle Beobachtungen.
Empörte Reaktionen - "Lichterzug gegen Rechts"
Die Schmieraktion hat zahlreiche empörte Reaktionen hervorgerufen. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich appellierte an die Politik und die Zivilbevölkerung, diese erschreckenden Signale sehr ernst zu nehmen und nachhaltige Schritte der Bewusstseinsbildung und Aufklärung zu setzen: "Von der Wortwahl bis zur Ausführung zeigt sich hier eine Dimension von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, die auf einen hohen Grad von Organisiertheit schließen lässt." Außerdem sieht die Gemeinschaft eine enge Verbindung von Antisemitismus und der Hetze gegen Muslime. Beide Phänomene würden in direkter Geistesverwandschaft stehen und dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Auch die Bundesjugendvertretung verurteilte diesen Akt der Menschenverachtung aufs Schärfste und sieht die Aufarbeitung dieser Thematik als absolut notwendig. "Um einem verstärkten Aufkeimen von Faschismus und Rechtsextremismus entgegenzuwirken, sehen wir es als wichtige Aufgabe, Zivilcourage in der Gesellschaft zu unterstützen." Genau darum geht es auch der Sozialistischen Jugend Österreich , der Katholischen Jugend Österreich und der Österreichischen Gewerkschaftsjugend. Sie rufen zu einem "Lichterzug gegen Rechts" am 30. April in Linz auf.
120.000 Todesopfer
Im KZ Mauthausen und seinen Nebenlagern haben die Nationalsozialisten rund 200.000 Menschen gefangen gehalten. Etwa 120.000 von ihnen überlebten diese Vernichtungsmaschinerie nicht. Die Lager dienten der Inhaftierung und Disziplinierung von politischen Gegnern sowie sogenannten "Asozialen" und Kriminellen. Hier wurden auch ausländische Häftlinge aus Europa und sogar Übersee, Kriegsgefangene, Juden sowie Roma und Sinti interniert. Unter den Eingesperrten waren alle politischen Gruppierungen, gesellschaftlichen Schichten und religiösen Gemeinschaften vertreten.
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