Fast abgeschoben

Behinderter Österreicher acht Tage in Schubhaft

Österreich
04.04.2009 08:55
Die Wiener Polizei steht wegen einer Amtshandlung, bei der ein geistig behinderter Österreicher sudanesischer Abstammung acht Tage lang in Schubhaft genommen worden ist, wieder einmal in der Kritik: Beamte hatten den 21-jährigen Mann vorige Woche festgenommen, weil sich dieser bei einer Kontrolle nicht ausweisen konnte und wegen seiner "Intelligenzminderung" falsche Angaben zu seiner Person gemacht hatte. Die Vermisstenanzeige seiner Eltern hatte keine Wirkung. Erst die Intervention einer mit der Familie bekannten Beamtin konnte die Abschiebung verhindern.

In einer Aussendung der Exekutive hieß es am Freitag, der Mann habe sich am 25. März bei einer Kontrolle am Urban-Loritz-Platz in Neubau nicht ausweisen können und hatte auch kein Geld bei sich. Er sei den fremdenpolizeilichen Bestimmungen gemäß festgenommen worden. 

Bei seiner ersten Einvernahme habe sich der Mann als 30-jähriger Sudanese ausgegeben, der sich seit rund einem Jahr in Österreich aufhalte, mittellos sei und keinen Wohnsitz im Bundesgebiet habe, so die Polizei. Auch habe er keine Verwandten hierzulande. Laut Exekutive unterschrieb er die niederschriftliche Einvernahme mit dem Namen, den er zuvor genannt hatte.

"Bitte Mama und Papa anrufen"
Einem Bericht der "Wiener Zeitung" zufolge habe der Mann aber sehr wohl seine Wohnadresse genannt, an der er seit 2003 mit seinen Eltern wohnt. Außerdem soll er gebeten haben: "Bitte Mama und Papa anrufen." In dem Bericht heißt es, der Mann habe eine  "mittelgradige Intelligenzminderung" und er spreche deshalb, obwohl seit 1998 in Österreich, kaum Deutsch.

Einen Tag nach der Verhaftung des 21-Jährigen erstatteten die Eltern Abgängigkeitsanzeige beim Polizeikommissariat Favoriten. Gesucht wurde nach einem 21-jährigen geistig Behinderten. Beamte führten eine Spitals- und Haftanfrage durch. Diese habe aber laut Polizei keine Ergebnisse gebracht, die Daten des Abgängigen hätten nicht mit jenen des Festgenommenen übereingestimmt.

Beamtin als rettender Engel
Erst die Intervention einer mit der Familie bekannten Beamtin der MA 17 führte zur Freilassung des Mannes. Nachdem die Frau am Dienstag von dem Vorfall erfahren hatte, wandte sie sich an eine Juristin, die bei der Polizeistelle angerufen habe, in der sich der junge Mann befand.

Nachdem die Eltern entsprechende Dokumente vorgelegt hatten, wurde laut Polizei "die sofortige Entlassung des Mannes verfügt". Die Polizei in ihrer Stellungnahme weiter: "Der Vorfall wurde nach Bekanntwerden dem Büro für Besondere Ermittlungen übersandt und wird derzeit überprüft."

Erst im Februar war der US-Lehrer Mike Brennan, der an der Vienna International School unterrichtet, bei einer Polizeiamtshandlung in der U-Bahn-Station Spittelau schwer verletzt worden. Brennan war mit einem Drogendealer verwechselt worden. Er spricht von schweren Misshandlungen, was die Exekutive bisher zurückgewiesen hat.

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