Grundsätzlich arbeite das System im automatischen Modus, teilte das Bundesheer mit. Der Geschützführer der Panzerhaubitze wechselte offensichtlich jedoch in den manuellen Modus, in dem sich aber noch alte, also für diesen Standort falsche Daten befanden. Er vergaß offenbar, die richtigen Daten einzugeben.
Ein derartiger Fehler ist laut Bundesheer bislang noch nie aufgetreten. Der Geschützführer, ein erfahrener Soldat, steht unter Schock und wird psychologisch betreut. Er ist bis zum Abschluss der Untersuchungen von seiner Tätigkeit abgezogen.
Geschützführer angezeigt
Weiters hat das Bundesheer gegen den Soldaten eine Straf- und Disziplinaranzeige eingebracht. Wenn der Verdacht auf eine Pflichtverletzung besteht, sei eine derartige Maßnahme vonseiten des Vorgesetzten ein ganz normaler Vorgang, damit eine etwaige Untersuchung nicht verjähren kann, hieß es.
Als Sofortmaßnahme kündigte das Bundesheer an, dass bei allen Scharfschießen ein Wechsel zwischen dem automatischen und dem manuellen Modus zu melden ist.
Bewohner noch immer geschockt
Die Bewohner von Allentsteig sind nach dem Granateinschlag noch immer geschockt. "Ich bin in meinem Wohnzimmer auf dem Sofa gesessen und habe ferngesehen. Plötzlich hat es einen schrecklich lauten Knall gegeben und alle Fenster sind zersprungen. Splitter und Scherben fielen auf mich", schildert Hildegunde G. (75) die Schrecksekunden.
Doch die Pensionistin blieb zum Glück, ebenso wie ihre Nachbarn, deren Häuser auch stark beschädigt wurden, unverletzt. Geschockt ist auch Engelbert M.. Der Niederösterreicher bog mit seinem Auto gerade in die Rappachgasse ein, als die Granate nur wenige Meter vor dem Wagen einschlug und einen großen Krater in den Asphalt riss.
Auch an den Häusern ist der Schaden durch die Druckwelle und Splitter enorm: geborstene Fensterscheiben, lange Risse in den Fassaden, kaputte Fenster- und Türstöcke. "Die Granate hat direkt vor unserem Haus eingeschlagen", so Familie S..
Darabos: "Bedauern den Vorfall zutiefst"
Am Donnerstagvormittag machte sich Verteidigungsminister Norbert Darabos ein Bild vom Ausmaß der Schäden. Er bedauerte den Vorfall "zutiefst", weil das Bundesheer ja unter dem Motto "Schutz und Hilfe" für die Menschen da sein soll, in diesem Fall aber die Zivilbevölkerung betroffen war.
"So etwas darf einfach nicht passieren." In Allentsteig lebe die Bevölkerung mit der Nähe zum Bundesheer. Psychologisch schwierig sei wohl, dass durch den Zwischenfall Ängste entstehen könnten, die es vorher nicht gegeben habe.
Immer wieder Unfälle auf Übungsgelände
Immer wieder kommt es auf dem Truppenübungsplatz in Allentsteig zu schweren Unfällen. Erst Ende August bei der Großübung "Handwerk 09" wurden acht Soldaten verletzt. Ein Truppentransporter stürzte um, am Tag darauf stießen zwei Schützenpanzer zusammen.
von Doris Vettermann (Kronen Zeitung) und krone.at
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